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Politik: Historischer Handschlag der Präsidenten auf der Friedensbrücke von Frankfurt (Oder) nach Slubice

Wer die Sprache spricht, übernimmt das Kommando. Nach diesem Motto führte Polens Präsident Kwasniewski am Mittwoch wie selbstverständlich den Politikertross über die Oderbrücke von Frankfurt nach Slubice an.

Wer die Sprache spricht, übernimmt das Kommando. Nach diesem Motto führte Polens Präsident Kwasniewski am Mittwoch wie selbstverständlich den Politikertross über die Oderbrücke von Frankfurt nach Slubice an. In deutsch, englisch, russisch und einigen anderen Sprachen gab er der Journalistenschar unterwegs Interviews. Sein Amtskollege Rau hielt sich zumindest auf dieser Etappe des gemeinsamen Tagesprogramms zurück. Im kleinen Kreis hatte er zuvor seine Mühen mit der Sprache des östlichen Nachbarn charmant formuliert: "Mit polnisch ist es wahrscheinlich so wie mit einer schönen Frau: Man bewundert sie und kann sie doch nicht voll beherrschen."

Ausgesprochen gut gelaunt hatten sich Kwasniewski und Rau mit ihren Ehefrauen auf der Mitte der Stadtbrücke zum symbolischen Handschlag begrüßt. Kwasniewski sprach anschließend von "einem großen Tag für beide Länder". 60 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen seien beide Staaten heute gute Freunde. Deshalb hoffe er auf die Unterstützung Deutschlands bei der "so wünschenswerten baldigen Aufnahme Polens in die EU". Im Unterschied zu Frankfurt hatten sich auf der polnischen Oderseite zahlreiche Menschen zur Begrüßung der Staatsmänner eingefunden. Sie stellten die Ordnungshüter vor so manche Probleme. Die Sorge um mögliche Anschläge war sogar so groß, dass die Kameraobjekte und Blitzlichtgeräte der Journalisten durch den polnischen Sicherheitsdienst untersucht wurden.

Nach der Grenzbrücke folgte der nächste Ort voller Symbolik für einen Handschlag: Das Gebäude des "Collegium Polonicum". Die Lehrstätte für Studenten wird gemeinsam von den Universitäten in Frankfurt und Poznan finanziert. Rektor Hans N. Weiler dankte denn auch für die Unterstützung beider Länder für das Collegium. Es sei ein "zum Stein gewordenes Zeugnis der Zusammenarbeit". Da lächelte besonders die Delegation der Stadtverwaltung aus dem 16 000 Einwohner zählendem Slubice. Denn der Bau eines Uni-Gebäudes ausgerechnet am Ende der Stadtbrücke aus Frankfurt war vor einigen Jahren nicht ganz unumstritten. Es gab durchaus Überlegungen, an dieser Stelle ein großes Kaufhaus, ein Vergnügungszentrum oder einen Nachtclub für die deutschen Besucher zu bauen. Doch die Stadt hatte sich ganz bewusst für die Uni entschieden, um Slubice ein besseres Image zu verleihen. Das dürfte nach dem gestrigen Tag noch weiter gestiegen sein.

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