Wohnraum für Studenten: In Potsdam Mangelware, anderswo günstig
Mit Beginn eines jeden Wintersemesters suchen Studenten in Brandenburgs Hochschulstädten wieder eine Unterkunft. Dabei sind die Erfolgsaussichten ganz unterschiedlich.
Potsdam - Zu Beginn des aktuellen Wintersemesters gestaltet sich die Wohnraumsituation für Studenten in Brandenburgs Hochschulstädten ganz unterschiedlich. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere in der Landeshauptstadt Potsdam wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Unterkunft zu bekommen. Dort geht das Studentenwerk für das Wintersemester von fast 25 500 Studenten aus. „Die Lage auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt bleibt auch in diesem Jahr angespannt“, sagt Studentenwerkssprecherin Josephine Kujau. Die Wartelistenzahl habe sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.
Bezahlbarer Wohnraum nur für neun Prozent der Studierenden
Aktuell warteten rund 3400 Studierende auf einen Platz in einem der
Wohnheime des Studentenwerks. „Dabei können wir nur neun Prozent der
Potsdamer Studierenden mit bezahlbarem Wohnraum versorgen“, erklärt
die Sprecherin. Die anderen kämen zum Teil in Apartments unter, deren
Miete mit der BAföG-Wohnpauschale von derzeit 325 Euro nicht gedeckt
werden könne. In der Not würden sich die Studenten aber untereinander
helfen und die zeitweise Aufnahme einer zweiten Person in ihrem
Zimmer beim Studentenwerk beantragen. „Davon wurde in den vergangenen
Jahren zunehmend Gebrauch gemacht“, berichtet Josephine Kujau.
Bis sich die Lage zum Jahresende wieder etwas entspannt, hat das Studentenwerk Potsdam eine Übergangslösung geschaffen: „Wir bieten in diesem Jahr erstmals einige Schlafplätze auf Zeit an“, sagt die Sprecherin. So koste ein Bett in einer Gemeinschaftsunterkunft im Wohnheim zehn Euro pro Nacht.
Potsdam findet Versorgungsquote des Studentenwerks zu niedrig
Auch in der Pressestelle der Landeshauptstadt wird die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt betont. „Während die Bestandsmieten zuletzt überwiegend nur moderat gestiegen sind, stellt diese Anspannung vor allem Haushalte vor Probleme, die auf Wohnungssuche sind“, sagt Stadtsprecherin Juliane Güldner.
Insbesondere fehle es an kleinen Wohnungen für Ein-Personenhaushalte und großen Wohnungen für kinderreiche Haushalte, aber auch für Wohngemeinschaften. Die Versorgungsquote des Studentenwerks sehe die Stadt als zu niedrig an. „Andere deutsche Hochschulstädte haben eine deutlich höhere Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen als Potsdam“, sagt die Stadtsprecherin.
Ausreichend Wohnraum anderswo in Brandenburg
In anderen märkischen Hochschulstädten, die weiter weg von Berlin liegen, gibt es hingegen ausreichend bezahlbaren Wohnraum. So etwa in Cottbus, wo ein Großteil der rund 7200 Stundenten der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) eingeschrieben ist. „Wir werben damit, dass es in Cottbus ausreichend und vor allem bezahlbaren Wohnraum für junge Leute gibt“, sagt Stadtsprecher Jan Gloßmann. Das treffe auch auf Stadtteile in unmittelbarer Campusnähe zu.
„Mit den angekündigten Vorhaben im Strukturwandel, darunter Digitale Stadt, Smart City, Reallabor Lausitz, CO2-neutrale Quartiere am Ostsee und in der Innenstadt, Medizinerausbildung samt Digitalem Klinikum sind spannende Ansätze da, für die junge Leute mit frischen Ideen gebraucht werden“, sagt Gloßmann. Daher wolle die Stadt in den kommenden Monaten 16 Stellen neu schaffen, die der Vorbereitung und dem Management des Strukturwandels dienen.
Pendler sollen nach Frankfurt (Oder) ziehen
Auch Frankfurt (Oder) wirbt um junge Zuzügler. So betreiben Stadt und der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) eine „Zieh nach Frankfurt“-Kampagne, wie Agnieszka Lindner, Sprecherin der Europa-Universität Viadrina, berichtet. Angesprochen werden sollen damit vor allem die Pendler, die in Berlin leben. In diesem Rahmen wird auch der Ferdinandshof, ein ehemaliges Brauereigelände, saniert. Dort soll bis Ende des Jahres ein Wohnkomplex mit rund 130 bezahlbaren Wohnplätzen entstehen.
Auch in Potsdam will das Studentenwerk mehr Wohnraum schaffen. So
wird Josephine Kujau zufolge ein neues Wohnheim auf dem Campus Golm in zwei Etappen planmäßig zum 14. Oktober und 1.
November in Betrieb genommen. „Der Neubau bietet 308 Studierenden
Platz, und wir schließen auch in den kommenden Wochen dafür noch
Mietverträge ab“, so die Sprecherin. Ebenfalls im Bau befinde sich
ein Wohnheim an der Technischen Hochschule Wildau (Dahme-Spreewald),
das ab dem nächsten Wintersemester 118 Wohnplätze bieten soll.
Christian Bark dpa
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