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Brandenburg: Wahlkampf zwischen „Roten“

Thorsten Metzner

Thorsten Metzner Berlins PDS und WASG ticken wohl anders. Während beide sich bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl ein Hauen und Stechen liefern, verlief die heikle Operation in Frankfurt/Oder ohne Komplikationen: Die Genossen beschlossen die Umbenennung in „Linkspartei.PDS“ einstimmig. Die Parteiführung bekam alle Wunschkandidaten – etwa den parteilosen Bundesrichter-Promi Wolfgang Neskovic – durch. Und die märkische WASG ist mit dem 6. Listenplatz für ihren Spitzenkandidaten Steffen Hultsch ganz zufrieden. Selbst Kandidaturen von ausgeschwärmten Berliner WASG-Aktiven störten die Regie nicht: Die Basis ließ sie zu – und bei den Wahlen ins Leere laufen. Die Gründe für die Geschlossenheit? Mal abgesehen davon, dass der politische Betrieb in Brandenburg generell weniger aufgeregt funktioniert: Der Heimatverband von Bundeschef Lothar Bisky weiß um seine Schlüsselrolle für den angepeilten Einzug in den Bundestag. Die PDS wurde hier stärkste Kraft bei der Europawahl, konnte schon bei der Landtagswahl im Herbst 2004 von der SPD nur knapp auf Platz 2 verwiesen werden. Hinzu kommt das Kalkül: In Berlin wird die Linkspartei wegen der Ernüchterung über Rot-Rot kaum auf frühere Traumergebnisse kommen – was Brandenburg ausgleichen soll. Auch deshalb gehen mit Bisky und Enkelmann beide Landes-Autoritäten in den Ring, obwohl Qualitätsverluste in der Landtagsfraktion drohen. Was die anderen Parteien alarmieren muss: Nach jüngsten Umfragen liegt die „Linke“ im Osten schon bei 33 Prozent. Das bedeutet, dass sie in ihrer Hochburg Brandenburg längst die 40-Prozent-Marke anpeilen, in der Wählergunst klar vorn liegen. SPD und CDU dürfte es schwer fallen, den Durchmarsch zu stoppen – selbst wenn Ministerpräsident Matthias Platzeck wieder seine Tour über die Marktplätze startet. Für die Union wird es trotz des Bundes-Hochs besonders gefährlich: Es sieht so aus, dass die Brandenburger Hauptauseinandersetzung im Wahlkampf erneut zwischen den „roten“ Parteien stattfindet – wie bei der Landtagswahl. Dort landete die CDU abgeschlagen auf dem 3. Platz. Dass sich dies wiederholt, hätte für die Brandenburger Linkspartei sogar zusätzlichen Reiz: Weil es den Abgang des 67-jährigen CDU-Chefs Jörg Schönbohm, der für die Sozialisten ein rotes Tuch ist, beschleunigen würde.

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