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Landeshauptstadt: Ein Ort zum Arbeiten

Potsdam schneidet im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten gut ab: Hohe Kaufkraft, wenig Schulden

Potsdam, die mit rund 144 500 Einwohnern nach Schwerin (95 600) zweitkleinste Landeshauptstadt in Deutschland, steht im Vergleich der Hauptstädte aller Bundesländern gut dar. In einigen Kennziffern hebt sie sich günstig ab, insbesondere zu den ostdeutschen Landeshauptstädten. Dies geht aus dem gestern von Rainer Pokorny, Leiter Statistik und Wahlen, vorgelegten statistischen Vergleichs der Landeshauptstädte für das Jahr 2004 hervor.

Allerdings verzeichnet Potsdam einen äußerst negativen Ausreißer, die Umsatzkennziffer. Mit 92 Prozent (100 Prozent = deutscher Durchschnitt) nimmt Potsdam den letzten Rang ein. Die Umsatzkennziffer bezieht sich auf die Umsätze des Einzelhandels und macht den Kaufkraftzufluss und -abfluss deutlich. Bei allen Landeshauptstädten liegt sie über 100 Prozent, einige sind regelrechte Kundenmagnete, etwa Düsseldorf mit 146,3 Prozent, aber auch Magdeburg mit 118,4 Prozent. Dabei haben die Potsdamer durchaus Geld zum Einkaufen, doch offenbar zieht das attraktive Berlin Kunden aus Potsdam ab. Mit 92,8 Prozent (100=deutscher Durchschnitt) oder konkret 15 860 Euro pro Einwohner besitzt Potsdam die größte Kaufkraft der ostdeutschen Städte. Doch das verfügbare Einkommen der Wohnbevölkerung liegt bei allen westdeutschen Städten darüber, Spitzenreiter ist München mit 132,5 Prozent oder 22 634 Euro pro Einwohner. Magdeburg hat mit 83 Prozent oder 14 175 Euro pro Einwohner die rote Laterne.

Der Statistik zufolge ist Potsdam ein attraktiver Arbeitsort – auch für Leute von außerhalb. 57,5 Prozent der in Potsdam sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind keine Potsdamer, sondern Einpendler. Der Anteil der Einpendler an den Beschäftigten liegt nur in Saarbrücken, Mainz und Stuttgart noch höher. Zum günstigen Bild von Potsdam als Arbeitsort gehört auch die Tatsache, dass Potsdam die einzige deutsche Landeshauptstadt ist, die keine rückläufige Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Wohnbevölkerung beträgt in Potsdam 46 Prozent ( Berlin 31,2 / Stuttgart 58,3). Mit 12,3 Prozent hat Potsdam nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote unter den ostdeutschen Hauptstädten (Magdeburg 20,4 / München 6,5). Auffallend ist, dass in Potsdam und auch in den anderen ostdeutschen Städten Hauptpfeiler der Beschäftigung der öffentliche Sektor und das Baugewerbe sind. Einzig in Dresden ist der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Beschäftigung vergleichbar mit westdeutschen Städten. In Potsdam arbeiten 1292 Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe, in Schwerin sind es 2453, in Dresden 25 475, in Saarbrücken 17 338 und in München 118 200.

Top ist Potsdam beim Tourismus: Mit 34 Hotelbetten pro 1000 Einwohner steht Potsdam an erster Stelle in der Bettenausstattung (Durchschnitt: 24 Betten/1000 Einwohner). Gemessen an den Einwohnern nimmt Potsdam mit 2028 Touristen-Ankünften je 1000 Einwohner den sechsten Platz ein. Doch in Potsdam heißt es, wer da ist, bleibt länger: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug in Potsdam 2,3 Tage, das ist die längste Aufenthaltsdauer aller Landeshauptstädte.

Im Vergleich der Kommunalfinanzen fällt auf, das Potsdam mit 909 Euro je Einwohner nach Stuttgart (756 Euro) den geringsten Schuldenanteil besitzt. Mit 2655 Euro je Einwohner am höchsten verschuldet ist München. Statistikchef Pokorny führt dies auf die höheren Einnahmen Münchens zurück, die eine höhere Schuldenaufnahme ermöglichen. Die Einnahmen Münchens im Verwaltungshaushalt liegen bei 3716 Euro je Einwohner, die von Potsdam bei 2171 Euro. Allerdings hält München mittlerweile Haushaltsdisziplin, die Ausgaben des Verwaltungshaushalts liegen mit 3716 Euro je Einwohner auf Höhe der Einnahmen, während die Stadt Potsdam mit 2373 Euro mehr ausgibt als sie einnimmt.Guido Berg

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