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Sport: „Es ist nicht so einfach,

dass drei Frauen auf Anhieb zusammen funktionieren.“ Skipperin Ulrike Schümann über den Sport und die eigenen Olympiachancen

dass drei Frauen auf Anhieb zusammen funktionieren.“ Skipperin Ulrike Schümann über den Sport und die eigenen Olympiachancen Die 30-jährige Potsdamer Skipperin Ulrike Schümann gehört mit ihren Vorschoterinnen Wibke Bülle und Winnie Lippert zu den besten Segelcrews der olympischen Yngling-Klasse. Sowohl im letzten Jahr wie auch 2002 wurden sie Vize-Weltmeisters, im ersten Jahr der neuen olympischen Segelklasse erkämpfte die Diplom-Betriebswirtin die Silbermedaille bei den europäischen Titelkämpfen. Mit ihr sprach Dieter Brookmann. Sie haben Ihr Segelhandwerk im hiesigen Potsdamer SV erlernt. Was würden Sie sich für den Segelsport in Potsdam wünschen? Ich würde mir wünschen, das der PSV weiterhin so tolle Jugendarbeit leistet. Ich kam in den Genuss, bei sehr erfolgreichen Trainern zu trainieren. Diese haben mir alles beigebracht. Es ist wichtig, das die Kinder neben dem ganzen Ehrgeiz den Spaß am Segeln nicht verlieren. Und ich hoffe, dass der PSV weiter so gute Kinder- und Jugendregatten ausrichtet wie in diesem Jahr. Schön wäre es auch, wenn die Jugend die Möglichkeit hat, internationale Regatten zu segeln. Denn nur damit kann man später einmal zu weiteren Taten in Richtung Olympia aufbrechen. Für Sie und Ihre Crew endete die Saison 2003 mit dem Vize-Weltmeistertitel. Nach der ersten Wettfahrt vor dem spanischen Cadiz lagen Sie zurück, am Ende kamen Sie der späteren Weltmeisterin Hannah Swett sehr nahe. Wäre die höchste Krone möglich gewesen? Wir hatten am ersten Tag kleine Schwierigkeiten, die wir aber schnell ausbügeln konnten. Nach dem wir uns an die schwierigen Bedingungen in Cadiz gewöhnt hatten, wechselte die Führung jeden Tag und wir kamen immer weiter nach vorn. Am letzten Tag gingen wir mit einem Punkt Vorsprung als erste ins Rennen. Es wäre also möglich gewesen, nur leider waren die Amis im Matchrace zu stark. Es ging dann nämlich am letzten Tag nur noch um uns zwei. Das Jahr verlief nicht immer erfreulich. Im Januar hatten Sie vor Florida mit einer Ersatz- Vorschoterin, einem fremden Boot und auf unbekanntem Revier keine Chance gegen die nordamerikanische Elite. Welche Rolle spielt die eigene Yngling für das Team? Es ist ungemein wichtig ein konkurrenzfähiges Boot zu haben. Wenn man mit dem eigenen Material fahren kann fühlt man sich besser gewappnet auf dem dünnen Eis der Weltspitze. Wenn man dann auch noch auf einen Teil der Crew verzichten muss, wird es um so schwieriger, ganz vorn dabei zu sein. Mit der „Trinitas für Wannsee“  waren Sie sehr zufrieden, dennoch wird in Canada ein neues Boot für Ihre Crew gebaut. Was soll verbessert werden? Die besten der Welt, so auch die Amerikaner, haben umgerüstet. Wir probieren das neue Schiff aus. Es sind kleine, aber feine Unterschiede zwischen beiden Booten. Wir werden testen, ob wir noch schneller werden können. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, denn unsere Trinitas steht und wartet in Berlin auf uns. Sie waren selbst in Canada, um bei der Fertigung einzugreifen. Inwieweit konnten Sie auf das Konstruieren und Trimmen des Bootes einwirken? Auf die Konstruktion des Bootes haben wir keinen Einfluss. Schließlich gibt es eine Menge Regeln, die eingehalten werden müssen. Es wurde aber viel über die richtige Lage des Kiels diskutiert, und wo welche Klemme und welches Schot zur weiteren Optimierung eingebaut werden soll. Wir werden bald sehen wie gut wir waren. Ihre Crew hat in den letzten drei Jahren hart an sich gearbeitet. Sie konnten das Defizit gegenüber anderen Teams bei schwerer See und starkem Sturm ausgleichen. Welche Dinge sind jetzt in den Vordergrund ihres Trainings gerückt? Jetzt werden wir uns ganz speziell noch der Segelentwicklung widmen und dem Tuning des neuen Bootes. Viel Zeit bleibt bis zu den Olympiaqualifikation ja nicht mehr. Und ein wenig Matchrace werden wir wohl über den Winter trainieren. Wenn wir weiter so hart an uns arbeiten, dann sind wir, glaube ich, gut gerüstet. 2002 gingen Sie bei der Spa-Regatta in Holland im wahrsten Sinne des Wortes in einer großen Sturzsee baden. In diesem Jahr versiebten Sie die Teilnahme an den Pre Olympics dort. Ist die Regatta nach dem Sieg von 2001 zu einem Trauma geworden? So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Im ersten Jahr der Sieg, in 2002 haben wir durch einen Sonnenschuss den ersten Platz verschenkt und sind dritte geworden. Richtig ist, das wir in diesem Jahr Schwierigkeiten hatten. Wir wissen jetzt aber warum, denn unser Ruder war schief. Spa ist ein schwieriges Revier, es ist für alle Teams nicht einfach dort zu segeln. Sie studierten trotzdem eins der möglichen Reviere für die Olympischen Spiele vor Athen und gewannen die Internationale Griechische Meisterschaft. Reicht das aus, um sich mit den Spezifika der dortigen Bedingungen vertraut zu machen? Sicher nicht. Wir werden auf jeden Fall noch nach Athen zum Training reisen. Jetzt liegt aber die ganze Konzentration auf die Vorbereitung für die Qualifikationsregatten. Kristin Wagner aus Bayern ist überraschend zu Ihrer härtesten Konkurrentin für die Olympiaausscheidung geworden. Worauf führen Sie das zurück? Kristin ist auch schon lange im Geschäft. Sie ist eine gute Seglerin und hatte am Anfang Schwierigkeiten, die passende Crew zu finden. Sie hat einen guten Background und auch die finanziellen Mittel jeden Trend mitzumachen und zu probieren. Entgegen anderen Crews unterscheiden sich Ihre Vorschoterinnen und Sie in vielen Dingen voneinander. Das ist von Vorteil für uns, da jeder seine Stärken einbringen kann. Mit Wibke Bülle habe ich eine der erfolgreichsten Vorschoterinnen in unserem Sport für die Crew gewinnen können. Sie hat eine Menge Erfahrung. Ich denke, wir haben einen guten Weg gefunden, uns zu ergänzen, und im richtigen Augenblick können wir unsere ganze Power optimal einsetzen. Wie gestaltet sich nun im Winter Ihr Alltag mit Beruf und Trockentraining? Wir fangen im November mit dem Wassertraining in warmen Gefilden an. Beruflich läuft es bei mir prima. Meine Firma die DaimlerChrysler Services AG unterstützt mich sehr, so das ich mich ab Dezember wieder nur auf die Segelei konzentrieren kann. Werden Sie sich im kommenden Jahr ausschließlich auf die Olympiaausscheidungen konzentrieren? Ja. Und wir haben mit den starken Amerikanerinnen um Betsy Allison, der Weltmeisterin von 2001, einen super Trainingspartner gefunden. Vor der Saison sagten Sie, dass es immer schwerer wird, einen Spitzenplatz zu landen. Die Teilnehmerzahlen bei den großen Regatten sind enorm gestiegen und einige Länder wie die USA haben gleich mehrere Favoriten bei den Wettfahrten. Wie bewerten Sie angesichts dessen die Tatsache, dass nur ein Boot pro Nation bei Olympia in Athen starten darf? Wenn man sich qualifiziert hat, ist es ein Vorteil nur einen guten Gegner pro Land gegen sich zu haben. Der Nachteil daran: das macht es für alle Nationen einfacher. Wie erklären Sie sich das Phänomen, dass ein Land wie Schweden mit Seglerinnen der Weltklasse bisher kein konkurrenzfähiges Boot einsetzen konnte? Die Schwedinnen und auch die Norwegerinnen haben Spitzensegler. Ich denke, dass diese Nationen etwas spät angefangen haben. Es ist eben nicht so einfach, dass drei Frauen auf Anhieb zusammen funktionieren. Ich denke diese Nationen brauchen noch ein wenig Zeit. Fraglich, ob es dann nicht schon zu spät ist.

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