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Landeshauptstadt: Lebensmut für Kranke

An Multipler Sklerose Erkrankte helfen anderen Betroffenen / Samstag gab es Zertifikate

An Multipler Sklerose Erkrankte helfen anderen Betroffenen / Samstag gab es Zertifikate „Das war ein großer Schock“, erzählt Elsa Tüngerthal. 1996 sagte ihr die Ärztin, dass sie an Multipler Sklerose erkrankt sei, kurz und knapp auf einem Krankenhausflur und ließ sie dann stehen. „Ich wusste nicht, wie mir geschah, war völlig am Boden zerstört, musste allein damit klar kommen. Ich habe mich dann erst einmal belesen und zudem jemand gesucht, der mir bei meinen Problemen helfen konnte.“ Elsa Tüngerthal fand diese Hilfe bei der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Der Landesverband Brandenburg hat seinen Sitz in der Jägerstraße 18 in Potsdam und dort wurden am Sonnabend auch die Zertifikate für acht Beraterinnen vergeben, die für das Projekt Betroffene helfen Betroffenen geschult wurden. Die Dunkelziffer der allein mit der Krankheit Kämpfenden, meint Frau Tüngerthal, sei sehr hoch. Sie spricht von etwa 4000 Betroffenen im Land Brandenburg, von denen nur etwa 1000 Mitglieder der DMSG seien. Sie selbst geht seit 1999 in eine Selbsthilfegruppe und sie hat auch immer wieder anderen durch Zuhören und den einen oder anderen Tipp geholfen. Das geschehe meist telefonisch, aber auch bei Krankenhausaufenthalten, erzählt sie. Der Lehrgang, den die Diplom Psychologin Harriet A. Rink leitete, die selbst im Rollstuhl sitzt, sei sehr wichtig gewesen, Nicht nur, um besser zu lernen, wie man richtig zuhört, die Probleme des anderen einordnet und ihm den Weg weist, sondern auch für die Aufarbeitung der eigenen Probleme. „Ich hatte zum Beispiel panische Angst, einmal im Rollstuhl zu enden“, meint die Potsdamerin. Jetzt sei sie froh, dass sie einen habe und so selbstständig einkaufen oder auch einmal ins Theater gehen könne. Elsa Tüngerthal hat sich bewusst entschieden, allein in ihrer Wohnung zu bleiben und selbstständig ihre Aufgaben zu erledigen so lange es geht. Das Projekt Betroffene helfen Betroffenen gibt es seit Mai 2003 und inzwischen gibt es 19 Beraterinnen im Land Brandenburg. DMSG-Landesvorsitzende Marianne Seibert, die die Zertifikate überreichte, machte den Beraterinnen Mut, ihre eigenen Bewältigungskonzepte und Strategien, mit der Krankheit umzugehen, an andere weiterzugeben. Es werden übrigens auch weiterhin MS-Betroffene gesucht, die sich als ehrenamtliche Berater und Beraterinnen ausbilden lassen wollen. Männer haben sich bisher zu solchen Lehrgängen kaum gemeldet, sind aber auch gerne gesehen. „Soziales Engagement ist wohl immer noch mehr Frauensache“, bemerkte Handelsverbandspräsidentin und Boutiquebesitzerin Karin Genrich, fand es aber gerade deshalb sehr gut, dass zu den Betroffenen in der Samstagsrunde auch ein Mann gehörte, der einmal aus seiner Sicht erzählte, wie er mit der Krankheit gehadert und sich Luft dadurch verschafft habe, dass er hörbar seinen Frust herausließ. Genrich hatte Tombola-Gelder vom letzten Modeball an die DMSG übergeben und konnte nun den Betrag von 1000 Euro noch einmal um 300 aufstocken. Sie betonte, dass es ihr ein Herzensanliegen sei, Kranken zu helfen zu neuem Lebensmut zurückzufinden. Sie selbst habe durch Probleme in der Familie und einen eigenen schweren Unfall erfahren, wie wichtig Unterstützung, aber auch nur einfaches Zuhören sei. fran

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