zum Hauptinhalt

Sport: Sachkostenbeitrag bündelt Kräfte

Sportvereine sprechen sich gegen geplante Einführung der 35-Euro-Abgabe und Pachterhöhung aus / Maßnahmen koordiniert

Sportvereine sprechen sich gegen geplante Einführung der 35-Euro-Abgabe und Pachterhöhung aus / Maßnahmen koordiniert Wassersportler sind doppelt gestraft – sie nutzen zur Ausübung ihres Sport kostenpflichtige Flächen an Land und Wasser. In Zukunft könnte sich die Abgabenlast weiter erhöhen, denn die Stadtverwaltung in Potsdam möchte die Mieten und Pachten um 30 Prozent erhöhen sowie eine jährliche Pauschale von 35 Euro pro Vereinsmitglied über 18 Jahren einführen (PNN berichteten). Bei einem Sportstammtisch am Mittwochabend, zu dem kein Vertreter der Stadt eingeladen war, sprachen sich Vertreter von 56 Sportvereinen gegen die Pläne der Stadtverwaltung aus und beschlossen in Zusammenarbeit mit dem Stadtsportbund Maßnahmen gegen die Beschlussvorlage. Diese reichen vom Petitionsbrief über Beantragung von Rederechten in städtischen Ausschüssen und der Stadtverordnetenversammlung bis hin zur Demonstration. 18 000 Mitglieder sind derzeit in 120 Potsdamer Sportvereinen organisiert – ein Teil davon sind Mitglieder von den 63 Prozent Brandenburger Sportvereine, die momentan noch keine Nutzungsentgelte für Sportflächen bezahlen. Nur ein Teil daher, weil auch Potsdamer Sportvereine, beispielsweise die Potsdamer Ruder-Gesellschaft, der SV Babelsberg 03 und die SG Segeln, bereits Pachten und Betriebskosten für die von ihnen genutzten städtischen Flächen zahlen. Sie wären von dem „Sachkostenbeitrag“, wie es im Antrag der Stadtverwaltung heißt, ausgenommen, müssten jedoch eine Erhöhung der Kosten um 30 Prozent in Kauf nehmen. Die SG Segeln zahlt laut ihrem Vereinsvorsitzenden Karl-Heinz Hegenbart Pacht an die Stadt und zusätzlich 1,50 Euro pro Quadratmeter genutzter Wasserfläche für Stege an das Schifffahrtsamt. In Zukunft soll sich die Pacht auf etwa 9000 Euro erhöhen – zumindest, wenn es nach dem Willen der Potsdamer Stadtverwaltung geht. Hegenbart sieht, wie alle anderen Vereinsvertreter, die Kostensprirale ausgereizt. Eine Umlage der Erhöhung, die laut der Vereinsvertreter unumgänglich sein wird, hätte einen Mitgliederschwund und das Ende der Nachwuchsförderung, die durch zahlende Vereinsmitglieder überhaupt möglich wird, zur Folge. „Wenn das so weiter geht“, sagte Ralf Kutzner vom VfL Potsdam, „werden irgendwann auch die Gräser auf den Wiesen gezählt und uns in Rechnung gestellt“. Anstoßpunkt für Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam, ist die pauschale Erhebung ohne weitere Investitionen in die Sportförderung. Schon heute haben Vereine Kosten unter anderem für Beiträge an den Landessportbund, für Sportversicherungen, Fachverbände und Wettkampfkosten zu zahlen. Übrigens: Die 122 Sportvereine in Cottbus gehörten im Land zu den ersten, die mit nutzungsbezogenen Gebühren belastet worden. Zwischen einem und zwei Cent pro Quadratmeter und Stunde muss dort teilweise an Hallengebühren bezahlt werden. Auch Frankfurt/Oder hat die Nutzungsgebühren bereits eingeführt. Die Modelle im Land pendeln dabei zwischen einer Quadratmetergebühr oder Pauschale pro Stunde und Mitgliederpauschalen. Auch in Potsdam wurde eine Nutzungspauschale nach Hallennutzungszeiten diskutiert, die Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung weist aber ausschließlich den Sachkostenbeitrag von 35 Euro pro erwachsenens Vereinsmitglied aus. Jan Brunzlow

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false