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Landeshauptstadt: „Sterben darf man da leider nicht“

Vor der Kamera Profi, zuhause fast noch Kind: Josefine Preuß, Schauspiel-Talent aus Potsdam Als Ersatz für „Schloss Einstein“, TV- und Kinorollen käme nur die Gerichtsmedizin infrage

Vor der Kamera Profi, zuhause fast noch Kind: Josefine Preuß, Schauspiel-Talent aus Potsdam Als Ersatz für „Schloss Einstein“, TV- und Kinorollen käme nur die Gerichtsmedizin infrage Von Matthias Oden Potsdam, Prime Time und Pro Sieben. Eine gewisse P-Lastigkeit dieser Aufzählung lässt sich nicht von der Hand weisen. Doch Sinn bekommt sie erst, erweitert man sie um ein weiteres Element: um Josefine Preuß. Schon wieder ein P. Aber die eigentlicheVerbindung ist eine andere: Josefine Preuß, bekannt vor allem durch die ARD-Serie „Schloss Einstein“, ist Potsdamerin und spielte im TV-Film „Klassenfahrt – Geknutscht wird immer“ eine tragende Rolle. Diesen wiederum strahlte Pro Sieben kürzlich um 20.15 Uhr, zur Prime Time, aus. Und da sitzt sie nun, im Daily Coffee am Nauener Tor. Soeben aus dem Kurzurlaub in Amsterdam ist sie gekommen, sichtlich entspannt und voller Energie. Fragen beantwortet sie nicht nur verbal, sondern fuchtelt mit ihren Händen unterstützend in der Luft herum, sie drückt sich in die Ecke, wenn sie widerspricht, sie lacht, wenn sie Anekdoten erzählt, und sie verzieht leidend das Gesicht, wenn sie sich über schauspielerische Leistungen in Krankenschwester-Serien auslässt. Josefine Preuß ist erst 18 Jahre alt. Dass es auch für Schauspieler nicht alltäglich ist, schon in diesem Alter zur besten Sendezeit bundesweit durch die Wohnzimmer zu flimmern, ist ihr bewusst: „Es stimmt, ich mache viel, während der Schauspielausbildung ist das nicht die Regel. Für ,Klassenfahrt“ hat mich meine Schauspielschule anderthalb Monate vom Unterricht beurlaubt. Das ist nicht bei jedem drin.“ Und sie weiß auch, dass solche Sonderstellungen nicht nur Freunde machen: „Natürlich kommen mit solchen Ausnahmen auch Neider, vor allem, wenn man die Jüngste auf der Schule ist.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Aber man kann eben nicht mit jedem gut auskommen. Wozu hätte man sonst auch sein Selbstbewusstein?“ Selbstbewusstsein, das hat sie sich vor allem durch eben diesen Umgang mit den älteren Mitschülern erarbeitet. Sicherlich spielt aber auch ihre langjährige Schauspielkarriere eine Rolle, in welcher der Pro 7-Film nur den vorläufigen Höhepunkt bildet: Mit sieben Jahren fing Josefine Preuß im Schülertheater an, ging 1996 zur Potsdamer „Taifun“-Theater gruppe und spielte am Hans Otto Theater. 1998 wechselte sie von der Bühne vor die Kamera. „Schloss Einstein“ folgte, ebenso andere Rollen in TV-Produktionen. Vor zwei Jahren war dann aber mit der Kinderserie „Schloss Einstein“ Schluss: „Ich wollte einfach mehr Zeit für andere Projekte und bat, eine Abschiedsszene für mich zu schreiben.“ Und mit einem verschwörerischen Grinsen fügt sie hinzu: „Eigentlich wollte ich ja Anna, meine Rolle, sterben lassen, aber das ist ja eine Kinderserie – sterben darf man da leider nicht.“ Vor einem Jahr gelang ihr dann auch der Sprung auf die Leinwand. In „Jargo“, einem während der Berlinale vorgestellten Film, spielt sie eine der vier Hauptrollen. „Jargo“ handelt von Liebe, Verrat und dem Verlust der Kindheit. Schnell erwachsen geworden ist auch Josefine Preuß. Das bringt die Karriere mit sich. Privat freut sie sich trotzdem über jede Gelegenheit, „noch Kind sein zu können“. Diese Situationen sind zwar selten, doch die Familie bildet für sie den wichtigsten Rückhalt: Tägliches Telefonieren mit den Eltern „muss schon sein“, wenn man sich nicht sehen kann. Und zu Hause wohnt sie noch, weil „ich noch die Waschmaschine und das Essen von Mama brauche“, verrät sie mit erneutem Lächeln. Eine Sonderrolle nimmt sie wegen ihrer Schauspielerei nicht ein. „Das wäre auch schlimm, wenn Onkel und Tanten stundenlang über meine Filme reden würden“, meint sie kopfschüttelnd. Was sie aber in der Familie stets erfahren hat, ist Unterstützung – auch als sie sich entschloss, kein Abitur zu machen und nach der zehnten Klasse vom Helmhotz-Gymnasium abzugehen, um sich ganz der Schauspielkunst zuzuwenden. „Bedingung war nur, dass ich ein Studium oder eine Ausbildung anfangen würde.“ Und wäre das Vorsprechen bei einer Berliner Schauspielschule nicht erfolgreich gewesen, „dann hätte ich eben noch ein Jahr Schule mehr drangehangen. Oder zwei. So lange, bis es geklappt hätte.“ Doch das war nicht nötig, Josefine Preuß wurde sofort genommen. Nächstes Jahr wird sie ihre Ausbildung abschließen und damit staatliche anerkannte Schauspielerin sein. Für den Fall, dass sie des Schauspielerns irgendwann überdrüssig werden sollte, hätte sie noch einen anderen Traumberuf: Gerichtsmedizinerin. Es gibt da nur einen Haken: Sie kann kein Blut sehen. Als Motivation für eine auch zukünftig langjährige Karriere vor der Kamera sollte das allemal reichen.

Matthias Oden

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