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Homepage: Warnung vor Tsunamis meist möglich Potsdamer Forscher: Frühwarnsystem machbar

Der Seismologe Rainer Kind vom Potsdamer GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) hat sich nach den verheerenden Folgen des Seebebens in Südasien für ein satellitengestütztes System ausgesprochen, mit dem Menschen rechtzeitig vor Flutwellen gewarnt werden könnten. Viele Touristen und Einheimische hätten zudem die Flut überleben können, wenn sie richtig reagiert hätten.

Der Seismologe Rainer Kind vom Potsdamer GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) hat sich nach den verheerenden Folgen des Seebebens in Südasien für ein satellitengestütztes System ausgesprochen, mit dem Menschen rechtzeitig vor Flutwellen gewarnt werden könnten. Viele Touristen und Einheimische hätten zudem die Flut überleben können, wenn sie richtig reagiert hätten. Viele hätten offensichtlich nicht gewusst, dass sie sich vom Strand entfernen müssen, wenn sie ein Erdbeben spüren. Auch wenn sich das Wasser vom Strand zurückzieht, dürfe man auf keinen Fall hinterherlaufen, sondern müsse sofort den Strand verlassen. Der Sprecher des GFZ, Franz Ossing kritisierte gegenüber den PNN das „verantwortungslose Verhalten“ der Reiseunternehmen. Bei Reisen in Erdbebenregionen müsse eindeutig vor den Gefahren gewarnt werden. Während es bei Erdbeben keine oder nur eine minimale Vorwarnzeit gibt, kann vor Tsunamis sehr wohl gewarnt werden. Im Falle der Flutkatastrophe in Südasien waren zum Teil mehrere Stunden zwischen dem Beben und dem Auftreffen der Flutwelle am Festland vergangen. Ohne ein spezielles Informationssystem sind die gefährlichen Riesenwellen allerdings kaum auszumachen. Auf offener See erreichen sie oft nur eine Höhe von einem Meter. Nähern sie sich jedoch der flacheren Küste, werden die Wassermassen an die Oberfläche gezwungen, was haushohe Flutwellen zur Folge haben kann. Über ein Frühwarnsystem für Tsunamis wie es die USA und Japan haben verfügen die Anrainer des Indischen Ozeans nicht. Zwar werden Erdbeben auch dort seismisch erfasst. Doch es gibt keine Warnbojen im Indischen Ozean. Neben der technisch anspruchsvollen Ausstattung für ein solches System ist allerdings auch die Weitergabe der Warnung von Bedeutung. GFZ-Sprecher Franz Ossing hält die Einrichtung eines einfachen, billigen Systems für unverzichtbar: „Sirenen versteht man überall.“ Womöglich hätte auf diese einfache Weise Schlimmstes verhindert werden können. Die Information über das Beben war nämlich verbreitet worden. Doch den um 02.14 Uhr (MESZ), also rund eine Viertelstunde nach dem Beben auf der Website des Pazifik-Tsunami-Warnzentrums veröffentlichten Hinweis hat letztlich niemand beachtet – weder in Indonesien noch in Thailand, die zu den 26 am Warnsystem beteiligten Staaten gehören. Im Bereich des Seebebens in Südasien mangelte es zudem an Möglichkeiten zu einer exakten Begutachtung der Erderschütterungen: seismische Stationen sind in den Anrainerländern die Ausnahme, von einer Vernetzung der Messpunkte ganz zu schweigen. Ob ein Seebeben zu einem Tsunami führt, hängt davon ab, ob das Beben eine vertikale oder horizontale Bewegung verursacht – das müssen Messungen feststellen. Der Potsdamer Seismologe Claus Milkgereit hält ein Frühwarnsystem mit den zugesagten finanziellen Hilfen der Staatengemeinschaft für realisierbar. Eine globales System für den Indischen Ozean bestehend aus seismologischen Messstationen, Wasserstandssensoren und Übermittlungseinrichtungen sei denkbar. „Allerdings ist die Gegend sehr kompliziert“. Auch sei ein Warnung für Küstenregionen in unmittelbarer Nähe eines Seebebens kaum möglich, da dabei zu wenig Zeit verbleibe. Letztlich bestimmen die Küstenbeschaffenheit und der Auftreffwinkel der Wellen darüber, welche Folgen die Flut an Land hat. „Eine in das Meer gewölbte Küste führt die Wogen seitlich weg, während trichterförmige Buchten etwa an Flussmündungen den Einstrom weiter fokussieren und riesige Wellen von vielleicht mehreren zehn Metern Höhe auftürmen“, so Prof. Peter Bormann vom GFZ. Große Gefahr drohe auch dann, wenn zunächst nicht direkt eine große Welle eintrifft, sondern das Meer aus Buchten und Häfen abebbt und sich weit zurückzieht, um dann überraschend mit einer Flutwelle zurück zu schwingen. Kix Weitere Informationen: www.gfz- potsdam.de/news/recent/index.html

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