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Landeshauptstadt: Wildwest in Marquardt?

Fehde zweier offenbar rivalisierender Gruppen eskalierte

Fehde zweier offenbar rivalisierender Gruppen eskalierte Von Gabriele Hohenstein Matthias K. (21) ist der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Die Zeugen dieser Straftat haben allerdings auch keine reine Weste. Sie müssen sich demnächst u. a. wegen Freiheitsberaubung vor Gericht verantworten. Doch jetzt wird erst einmal Matthias der Prozess gemacht. Er soll mit mindestens sieben Kumpels – verteilt in zwei Autos – in der Nacht des 18. August 2002 maskiert durch Marquardt gedüst sein, eine an der Bushaltestelle wartende Gruppe junger Männer mit Schreckschusswaffen beschossen, die Flüchtenden danach mit Eisenstangen und Baseballkeulen verfolgt haben. Matthias K. präsentiert allerdings eine ganz andere Version der Geschichte. Am Vorabend des vermeintlichen Tattages – so der Arbeitslose – habe er seine Freundin nach Hause gefahren, dabei besagte Gruppe an der Haltestelle entdeckt. Einer habe ihm den Stinkefinger gezeigt, ein anderer eine Flasche auf sein Auto geworfen, die eine Delle hinterließ. Um die Sache zu klären, sei er mit seiner Clique am 18. August noch einmal nach Marquardt gefahren, habe die Kontrahenten auch an ihrem Treffpunkt gesehen. „Bei unserem Eintreffen rannten aber alle weg“, erklärt der Angeklagte. „Wir waren weder maskiert noch bewaffnet. Schlagstöcke oder so hatten wir auch nicht dabei“, beteuert er. Am nächsten Tag habe er seine Freundin erneut nach Hause gebracht, sei danach von einem ihm Unbekannten gepackt, geschlagen und zu Boden gerissen worden. Ein Zweiter habe sich an den Schlägen beteiligt, ihn in ein Auto gezerrt und ihm eine Pistole an den Kopf gehalten. „Wir sind doch hier nicht in Amerika“, empört sich Holger W. (23) von der gegnerischen Gruppierung im Zeugenstand. Während man friedlich herumstehe und sein Bierchen trinke, werde man plötzlich beschossen. Erkannt habe er in den beiden Autos niemanden. „Die waren ja alle maskiert und hatten Baseballschläger in der Hand. Aber ich habe mir die Nummernschilder gemerkt“, so der Gebäudereiniger. Dass ausgerechnet in seinem Fahrzeug Schlagstöcke sichergestellt wurden, erklärt er mit Selbstschutz. Im Auto seines Kumpels Hardy U. (24) fand die Polizei Reizgas, Butterflymesser, Eisenstange und Baseballkeule. „Draußen passiert doch schließlich genug“, begründet der Zeuge die Waffensammlung. Der Anklagevorwurf sei zwar massiv, dennoch müsse man die Vor- und Nachgeschichte beachten, meint die Vorsitzende des Jugendschöffengerichts und stellt das Verfahren gegen Matthias K. ein.

Gabriele Hohenstein

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