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Kultur: Ein Stückchen Paradies

Ein Schauspieler wirbt für die Stadt Brandenburg mit kulturellen Events

Ein Schauspieler wirbt für die Stadt Brandenburg mit kulturellen Events Hank Teufer ist Schauspieler und Regisseur, Chef eines Event Theaters und er ist ein mutiger Mann. Hank Teufer packt Dinge an, die sich eigentlich gar nicht „rechnen“. Er bietet in der wirtschaftlich nicht gerade blendend dastehenden Stadt Brandenburg nicht nur „Jedermann“ von Hugo von Hoffmansthal an, sondern überhaupt Kultur für jedermann. Und die kann vom zahlenden Brandenburger Publikum allein nicht leben. Also hat sich der Theatermann, der von sich behauptet, dass er auch zu rechnen versteht, auf den Weg gemacht, hat Sponsoren aufgetrieben, sich mit der Tourismusbranche kurz geschlossen und ein Event Theater auf die Beine gestellt, dass 2001 mit der ersten Vorstellung aufwartete. Inzwischen gibt es eine Partnerschaft mit drei Hotels in der Stadt, dem ortansässigen Schifffahrtsunternehmen und Reisegesellschaften, die die Gäste nicht nur zum von Teufer organisierten Brandeburger Klostersommer bringen, sondern auch mit ihm beim Winterprogramm im Fontaneklub kooperieren. Zu 85 Prozent trägt sich das Event Theater aus Eigeneinnahmen. Der Rest muss durch Sponsoring aufgebracht werden, was dank der Umtriebigkeit der kleinen Truppe – bestehend aus Chef, Sekretärin, zwei Minijob-Beschäftigten, einem Filmvorführer auf SAM-Stelle für das Open-air-Kino und jeweils für die einzelnen Aufführungen engagierten Künstlern – gelang. „Wir sind auf Tourismusmessen gegangen“, erzählt der wagemutige Event- Theater-Chef und haben mit unserem Angebot geworben. Mit Erfolg. 2002 wurde das Theater mit dem Landespreis für Tourismus auf der ITB ausgezeichnet. Ein Jahr später erwarb es das Qualitätsgütesiegel des brandenburgischen Tourismus. Sogar die Goethegesellschaft wurde auf die Brandenburger aufmerksam. Vertreter aus 14 Nationen sahen sich zum Beispiel das Sommerabendprogramm „Ein Stück vom Paradies“ an, bei dem auch gleich noch paradiesisch geschlemmt werden konnte. Musik, Tanz, Gesang und Wort rankten sich ums Paradies, die Geschichte mit dem Apfel und die Vertreibung der ersten beiden Menschen aus dem Garten Eden. Und ohne paradiesische Zustände muss eben auch heute noch um jeden Euro für die Kultur gerungen werden. Das Stück vom Paradies zeichnet übrigens noch etwas Unparadiesisches aus. Es wirken Häftlinge der Justizvollzugsanstalt mit und erobern so wieder ein Stück normalen und sogar künstlerischen Alltags. An einem Auftritt im Gefängnis wird zurzeit noch gearbeitet. Bisher gab es noch einige Probleme mit den Genehmigungen. Wegen der Bauarbeiten am St. Pauli Kloster fand der Klostersommer in diesem Jahr im Domgarten statt. Wenn 2006 das Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte ins ehemalige Kloster eingezogen ist, will man wieder dorthin übersiedeln. Dann ist gleich noch ein Angebot im touristischen Kulturpaket hinzu gekommen. Im nächsten Jahr hat sich Teufer erst einmal mehrere andere Spielorte ausgeguckt. Die Staatsoper Stettin will „Carmen“ vor der Kulisse des Doms geben. In der St. Gotthardkirche ist Nathan der Weise, in der Titelrolle Jürgen Zartmann, zu sehen. Und im Innenhof des Stadtmuseums wird zur Soiree musicale bei Rossini eingeladen. Wieder mit kulinarischen Genüssen, diesmal verständlicherweise a la Rossini. Hank Teufer hat sich aber nicht nur die Organisation des Brandenburger Theatersommers aufgeladen und spielt im Paradies wie bei Rossini mit. Er hat sich auch noch des Fontaneklubs an der Jahrtausendbrücke angenommen, der vor der Pleite stand und zugemacht werden sollte. Dort bietet er nun Programme für alle Altersklassen von Disco bis Blues an, lädt zu Lesungen, Kabarett und Programmkino ein und wirbt mit Gastronomie und eigenem Bootsanleger. Unterstützt wird er durch die Stadt und durch einen inzwischen 40-köpfigen Kulturverein. Mit größeren musikalischen Events wird man in die Stahlhalle ziehen. Über die Weihnachtsfeiertage und die Jahreswende soll es dagegen kuscheliger im Fontaneklub zugehen.Hella Dittfeld Weitere Informationen über www. event-theater.de oder Fontaneklub, Tel. 03381-7932

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