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Caspar Wein, Dirigent

© Peter Raddatz/Peter Raddatz

Händels Oratorium in der Friedenskirche: Chor singt letztmalig unter Caspar Wein in Potsdam

Der Oratorienchor hatte am Samstag den letzten Auftritt unter Caspar Wein. Der 30-jährige Dirigent wird Potsdam im Sommer verlassen.

Als Georg Friedrich Händel 1739 sein Oratorium mit dem Titel „Israel in Egypt“ in London vorstellte, war das Publikum mit dem Werk nicht sehr glücklich. Wesentliche Szenen aus dem damals hoch im Kurs stehenden Alten Testament werden zwar beleuchtet – nämlich die Geschichte des Volkes Israel und seines Auszugs aus dem ägyptischen Sklavenhaus, die zehn von Gott gesandten Plagen inklusive. Doch musikalisch erzählte Schicksale einzelner Personen fanden keine dramaturgische Auffächerung.

Am Rande werden nur Mose und Miriam genannt. Unter den 39 musikalischen Nummern befinden sich nur je vier Rezitative und Arien sowie drei Duette. Alles Weitere singt der Chor.

Für jeden vokalen Klangkörper ist die Beschäftigung mit dem Werk eine große Herausforderung. Ohne Zweifel auch für den Oratorienchor Potsdam. Seine eindeutige Präsenz im kirchenmusikalischen Leben Potsdams konnte er seit gut eineinhalb Jahren unter dem 30-jährigen Dirigenten Caspar Wein, Kantor an der Friedenskirche, festigen und weiterentwickeln.

Die englischsprachige Aufführung von Händels Oratorium am Samstag in der Friedenskirche gehörte zum weiteren Höhepunkt der fast 70-jährigen Geschichte des Chors, der mit Werken des gebürtigen Hallenser Komponisten wenig Erfahrung hat. Caspar Wein, der einen überwiegend vitalen, frischen und klangfarbigen Händel präsentierte, hat die Sängerinnen und Sänger bestens für die Wiedergabe musikalisch und gestalterisch vorbereitet. Sie folgten ihrem Dirigenten konzentriert, wendig und mit stimmlicher Homogenität bis zum großen Lobgesang. Nur einzelne A-cappella-Passagen waren nicht immer ganz intonationsrein.

Sie wurden aber vom Neuen Kammerorchester Potsdam wunderbar aufgefangen, sodass sich alles ins rechte Lot bringen ließ. Das Orchester musizierte klar und schlank, zugleich schwingungsvoll. Chor und Orchester wuchsen zu einer einzigen Klangquelle zusammen. Als Instrumentalsolist wusste Stefan Frommberg mit seiner Posaune dem Bass-Duett einen exquisiten Klang zu geben. Gab es im Chor und im Orchester kaum Hinweise auf die „Alte Musik“, so hatten sie die Gesangssolisten Viktoria Wilson, Anna Kunze, Shimon Yoshida und Simon Robinson parat.

Der Beifall für alle Mitwirkenden war groß, besonders für Caspar Wein. Da schwang schon Wehmut über seinen Abschied mit. Nach 18 Monaten wird er im Sommer Potsdam in Richtung USA verlassen.

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