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Kultur: „Ich liebe die Vielfalt“

Mit dem Altus Axel Köhler, der auch Regie führt, im Gespräch / Heute Premiere von „Teseo“ im Schlosstheater

Mit dem Altus Axel Köhler, der auch Regie führt, im Gespräch / Heute Premiere von „Teseo“ im Schlosstheater Heute ist die Potsdamer Premiere für „Teseo“, der Oper von Georg Friedrich Händel. Einen der schönsten Orte hat sich das Hans Otto Theater dafür wieder ausgewählt: das Schlosstheater im Neuen Palais. Es ist keine hauseigene Inszenierung, sondern die Übernahme einer Produktion des Goethe-Theaters Lauchstädt, des Festivals „Bayreuther Barock“ sowie der Festwochen Hannover Herrenhausen. Es singen und musizieren Künstler, die mit der Alten Musik bestens vertraut und die auch in Potsdam gute Bekannte sind: Maria Riccarda Wesseling, Jörg Waschinski, Johnny Maldonado, die Lautten Compagney Berlin unter der Leitung Wolfgang Katschners. Regie führte Axel Köhler, der in erster Linie als Altus in ganz Europa einen Namen hat. Mit ihm sprachen wir vor der Probe im Schlosstheater. Herr Köhler, Sie sind als Sänger ja bestens im Geschäft. Sie singen in Salzburg, Dresden, München, Hamburg, Madrid und anderswo. Ist das Inszenieren ein Vorgriff auf die Zeit, wenn das Singen naturgemäß nicht mehr den Anspruch erfüllen kann, den man sich wünscht? Ich hoffe, dass ich noch recht lange auf der Bühne stehen und singen kann. Die Regie ist für mich ein Ausflug, aber ein wunderbarer. In meinem künstlerischen Leben habe ich die Vielfalt bevorzugt, ich war Violinist, Bariton und auch schon mal Conferencier. Ich kam durch einen Zufall zur Regie. Ich bin ja festes Ensemblemitglied des Opernhauses Halle. Als mich Intendant Klaus Froboese im Herbst 1999 fragte, ob ich im Februar 2000 den Ottone in der „Poppea von Claudio Monteverdi singen würde, musste ich ihm dies abschlagen, da es terminliche Probleme gab, aber so ganz nebenbei sagte ich: „Inszenieren würde ich die ,Poppea“ gern, denn ich halte das Stück für die Oper schlechthin. Doch für die Regie war natürlich bereits jemand geplant. Einige Wochen später waren diese Pläne dann aber hinfällig, und ich bekam meine Chance. Kann man sich so einfach an den Regietisch setzen und die Federführung für eine ganze Operninszenierung übernehmen? Ich kannte die „Krönung der Poppea“ sehr gut, sang bereits in mehreren Inszenierungen. Und immer wieder habe ich darüber nachgedacht, nicht nur bei der Monteverdi-Oper, wie würdest du dieses Stück inszenieren. Ihre Deutung hatte einen großen Erfolg bei Publikum und Kritik. Dann inszenierten Sie wieder in Halle ... Ja, 2001 die Händel-Oper „Rodrigo“ , in diesem Jahr „Barocco spettacolo“ nach „Alcina“ von Johann Joseph Fux und nochmals Händel: „Teseo“ für Bad Lauchstädt mit dem das Ensemble nach Herrenhausen, Bayreuth und Winterthur reiste. „Teseo“ ist eine relativ frühe Oper des Meisters. Sie wurde 1713 in London uraufgeführt. Sie ist trotz ihrer fünf Akte erstaunlich kurz und prägnant, sie wird sehr dicht erzählt. Von der Zauberin Medea, von König Egeo – Gestalten der griechischen Mythologie, die man immer wieder in Barockopern und auch in späteren findet - sowie von Teseo, um den sich die Frauen „schlagen“, erzählt die Geschichte. Händel und sein Librettist Nicolas Haym berichten in erster Linie nicht von den Heldentaten des Teseo, sondern von Liebe, Neid, Eifersucht, Hass und Rache. Doch es gibt einen versöhnlichen Schluss: Minerva, die Göttin des Krieges und des Friedens, lässt keine Disharmonie zu. Drei Countertenöre hat der Komponist für diese Oper vorgesehen. Zu Händels Zeiten war dies ganz aktuell. Heute sind Countertenöre keine Exoten mehr. Selbst Stadttheater verpflichten diese Stimmen für Aufführungen von Barockopern. Glücklicherweise greift das Repertoire der Countertenöre über die Barockmusik hinaus. Mozart, Beethoven, Mendelssohn, natürlich auch „Die Fledermaus“ von Johann Strauß findet man in Ihrem Repertoire und in dem Ihrer Kollegen. Vor allem haben viele zeitgenösssische Komponisten für den Altus geschrieben. Ich selbst habe in Opern von Benjamin Britten („Ein Sommernachtstraum“), Detlev Granert („Scherz, Satire und tiefere Bedeutung“), Siegfried Matthus („Farinelli“) und jetzt im Sommer bei den Salzburger Festspielen in „L“Upupa“ von Hans-Werner Henze mitgewirkt. Als nächste Premiere eines Klassikers des 20. Jahrhunderts steht am Opernhaus Halle Igor Strawinskys „The Rake“s Progress“ bevor. Ihre Pläne als Sänger sind weitreichend. Bis zum Jahre 2007 liegen viele Verpflichtungen vor. Doch an das Regiepult möchte ich ebenfalls immer wieder zurückkehren. Zunächst für eine Inszenierung pro Spielzeit. Im kommenden Jahr führe ich bei Brittens „Sommernachtstraum“ an der Münchener Theaterakademie Regie. Potsdam haben Sie als Sänger mit Auftritten bislang nicht bedacht? Doch, einmal. 1998 sang ich hier im Schlosstheater während der Musikfestspiele mit Antiqua Köln virtuose Opernarien von Vivaldi, Hasse und Händel – Musik, die für diesen Raum wie geschaffen ist. Das Gespräch führte Klaus Büstrin. „Teseo“ von Georg Friedrich Händel im Schlosstheater im Neuen Palais. Heute um 19 Uhr Premiere. Weitere Aufführungen: 2. November um 15 Uhr, 8. November um 19 Uhr und am 9. November um 15 Uhr.

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