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Kultur: Urania: „Handgemachte“ Einzelanfertigungen“ Gespräch mit Geschäftsführerin Karin Flegel

Schillerworte unter dem Sternenhimmel können die Potsdamer im Planetarium hören. Der URANIA-Verein „Wilhelm Foerster“ führt in der DDR-Zeit aufgenommene Hörspiele wichtiger Dramen des großen deutschen Dichters auf, dessen Todestag sich 2005 zum 200.

Schillerworte unter dem Sternenhimmel können die Potsdamer im Planetarium hören. Der URANIA-Verein „Wilhelm Foerster“ führt in der DDR-Zeit aufgenommene Hörspiele wichtiger Dramen des großen deutschen Dichters auf, dessen Todestag sich 2005 zum 200. Male jährt. Partner sind Deutsches Rundfunkarchiv, Bibliotheksgesellschaft und Stadt- und Landesbibliothek. Auf „Wilhelm Tell“ folgen im Februar „Die Räuber“. Über das URANIA-Jahr in der Landeshauptstadt sprachen die PNN mit Vereinsgeschäftsführerin Karin Flegel. Neben Schiller steht in diesem Jahr Albert Einstein im Blickpunkt, der vor 100 Jahren seine Allgemeine Relativitätstheorie vorlegte. Mit unserem Berliner Schwesterverein veranstalten wir im März im Alten Rathaus ein Kolloquium mit Vorträgen zur Relativitätstheorie, u.a. zur Rotverschiebung und zum Einsteinturm als Bauhülle für die Forschungen, durch die sie nachgewiesen werden sollte. Im Planetarium wird Schülern eine experimenteller Vortrag „Licht im Weltraum“ angeboten. Obwohl unser Verein nicht mit einem Projekt zur diesjährigen Kampagne von Kulturland Brandenburg, „100 Jahre Christentum in der Mark“ betraut wurde, gehen wir auch darauf ein, u.a. mit einer Exkursion in die Bischofsstädte Wittstock und Ziesar. Die URANIA-Exkursionen finden immer stärkeren Zuspruch, obwohl sie nicht gerade preiswert sind ... Jede unserer Exkursionen ist eine „handgemachte Einzelanfertigung“, das macht ihren Reiz aus. Wir sichern individuelle Betreuung und setzen Reiseleiter ein, die tief im Stoff stehen. So leitet der Staudenzüchter Konrad Näser die Fahrt zur Narzissenblüte in der Eifel, der Literaturwissenschaftler Knut Kiesant stellt Residenzen der Romantik am Mittelrhein vor, und Bachs Johannespassion in Leipzig besuchen wir mit dem Musikwissenschaftler Eberhard Rudolph. Der hohe Aufwand erlaubt keine Billigangebote, doch die Preise bewegen sich, wie die starke Nachfrage zeigt, im grünen Bereich. Bei den Vorträgen und Führungen treffen Sie oft haargenau das aktuelle Besucherinteresse, wie die überfüllten Informationsgänge durch das neue Karstadt-Kaufhaus zeigten. Wir bemühen uns, flexibel zu sein und greifen aktuelle Themen auf. In unseren Lindstedter Begegnungen, die mit einem Imbiss verbunden werden, spricht beispielsweise im März Hartmut Dorgerloh über die viel diskutierten neuen Strukturen in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die ganztätigen, mit einem Mittagessen verbundenen Stadtspaziergänge widmen sich u.a. den Architekten Hesse und Stüler, deren Werke jetzt im Blickpunkt der Forschung stehen. An den mit Musik, Lesungen und der Ausstellung „Gartenschönheit in Vasen“ verbundenen Aktion „Offene Gärten“, bei denen Potsdamer ihre blühenden privaten Refugien öffnen, hoffen wir wieder auf starken Zuspruch. Neu gegründet wurde die URANIA-Akademie. Damit stellen wir alle Weiterbildungskurse unter ein Dach, sowohl des Vereins als auch seiner Tochtergesellschaft URANIA-Schulhaus GmbH, die in der Waldstadt über moderne Unterrichtsmöglichkeiten, so ein Sprachlabor, verfügt. Wir vermitteln Kenntnisse in Fremdsprachen, veranstalten Computerkurse, wobei die Bildbearbeitung nach dem Siegeszug der Digitalkamera besonders stark nachgefragt ist. Gewinne der Schulhaus GmbH kommen ja der Vereinstätigkeit zugute. Wie ist denn die finanzielle Lage der URANIA? Wir haben 2004 insgesamt einen Besucher- und einen Mitgliederzuwachs erreicht und schwarze Zahlen geschrieben. Zurzeit stellen wir uns dem aufwändigen so genannten Zertifizierungsverfahren, das Auskunft über die Qualität unseres Programms gibt und dessen Förderfähigkeit belegt. Der URANIA wird manchmal vorgehalten, dass ihr Publikum vorwiegend aus älteren Menschen besteht. Wir bekennen uns zu diesem Teil des Publikums. Wer die Vorträge und Exkursionen nutzen will, muss Zeit und auch die nötigen Mittel haben. Das ist beim im Berufs- und Familienstress stehenden „Mittelalter“ oder bei einkommensschwachen jungen Menschen oft nicht der Fall. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass wir durch die Lehrgänge und das Planetarium besonders auch die jüngeren Generationen ansprechen. Wie wir erfahren haben, ist die Existenz des Planetariums gefährdet, da die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Eigentümer einen langfristigen Mietvertrag ablehnt und die Räume, also die frühere Reithalle, selbst nutzen will. Das trifft zu. Durch die Ablehnung eines langfristigen Mietvertrages konnten wir für die Sanierung der Räume zugesagte Fördermittel von 120 000 Euro nicht abrufen. Ich kann der Stiftung keinen Vorwurf machen, wenn sie die Räume für den Ausbau ihrer Restaurierungswerkstätten beansprucht. Wir sind auf der Suche nach einem neuen Standort für das Planetarium – wenn wir ihn nicht finden, würde allerdings eine der ganz wenigen Stätten astronomischer Bildung verschwinden, die in Brandenburg noch existieren. Das Gespräch führte Erhart Hohenstein

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