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Potsdam-Mittelmark: Ein ausgesprochener Hingucker

Die Verbandsliga-Handballerinnen des HV Grün-Weiß Werder haben einen handwerklich und visuell ansprechenden Erotik-Kalender herausgebracht

Werder - Natürlich ließe sich schnell die Frage nach der Symbolik stellen, wenn ein in der Verbandsliga agierendes Team von Handballerinnen wie das des HV Grün-Weiß Werder die Hüllen fallen lässt, Fotos macht und diese dann in Form eines Kalenders für das Jahr 2007 in den Verkauf bringt. Braucht man Geld? Sollte die sich erst unlängst halbwegs entspannende sportliche Situation des Teams kaschiert werden? Worin liegt der tiefere Sinn? Erinnert sei hier nur einmal an ein adäquates Produkt, das der damalige Frauen-Bundesligist PSV Rostock vor einigen Jahren einmal zum Stopfen längst nicht mehr zu stopfender finanzieller Löcher heraus brachte.

Ein Besuch in der Havelauenhalle schafft schnell Klarheit darüber, dass der HV Grün-Weiß Werder mit dem handwerklich und visuell gelungenen Kalender kein Geld für die Vereinskasse verdienen muss. Hier geht es vordergründig um positive Stimmung, ja um den Spaß an der Sache und nur ganz nebenbei darum, die Mannschaftskasse der 1. Frauenmannschaft aufzufrischen.

Stephanie Roggenbuck, Rechtsaußen der 1. Frauenmannschaft und gelernte Fotografin, hat sich von der Idee bis zur konkreten Verwirklichung vier Wochen Zeit gelassen. In einem Fotostudio in der Potsdamer Zeppelinstraße wurde der Wandschmuck dann in einer mittlerweile bereits vergriffenen Startauflage von 50 Exemplaren produziert. Zu sehen sind teils mit Handball-Accessoires ergänzte Schwarz-Weiß-Fotos, die sich ganz bewusst keiner Spielerin zuordnen lassen, wie Stephanie Roggenbuck bemerkte. „Übergroßer Überzeugungsarbeit bedurfte es nicht. Die Spielerinnen kennen sich seit Jahren und sehen sich zweimal wöchentlich in der Kabine“, sagt sie.

Rein sportlich gesehen lief es bislang nicht sonderlich gut. In der Verbandsliga Nord gelang vor Wochenfrist jedoch beim Tabellenvorletzten HC Hennickendorf ein klares 22:15. Die unmittelbare Abstiegsgefahr ist somit erst einmal gebannt. Im Bemühen um Vervollkommnung ist das Team jedoch weiterhin auf der Suche nach personeller Verstärkung. Immer dienstags und donnerstags trainiert es ab 18.30 Uhr unter Anleitung der beiden Trainer Steffen Scherping und Maik Liere an der Potsdamer Straße. Scherping und Liere sind übrigens große Befürworter des außergewöhnlichen Kalenders, der 20 Euro kostet und nach wie vor bei den Heimspielen des Vereins verkauft werden soll.

Das heutige Pokalspiel der 2. Männermannschaft gegen den 1.VfL Potsdam III (Beginn 17.30 Uhr) bietet vorerst eine letzte Gelegenheit, ist doch die Havelauenhalle demnächst Veranstaltungsort des Werderaner Karnevals. Einige Punktspiele mussten verschoben werden. Wann konkret es wieder einmal Gelegenheit gibt, die fotogenen Spielerinnen des HV Grün-Weiß in Aktion zu erleben, steht derzeit nicht fest.

Der Verein verweist Interessenten vorerst auf seinen Onlineshop (www.handball-werder.de). Im Internet-Gästebuch des HV Grün-Weiß finden sich einige wohlwollende Einträge. „Ich glaube, eine bessere Werbung kann unser Verein im Moment nicht bekommen und wieso sollten wir das nicht auch mal ausnutzen? Und unsere Mädels brauchen wir auch nicht zu verstecken“, steht dort beispielsweise. Tatsächlich gab es während der vergangenen Jahre immer mal wieder Bestrebungen, das Vereinsleben in seiner Wahrnehmung öffentlicher zu machen. Wie Vereinschef Hendrik Schorz unlängst einmal andeutete, verliefen sie alle früher oder später im Sand. Aber was lange währt, wird bekanntlich gut.

Thomas Gantz

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