zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Impuls für mehr Miteinander

200 Mitwirkende bei Auftaktveranstaltung zur Gründung eines Bündnisses für Familie in Stahnsdorf

Stahnsdorf - „Politik, das sind doch nur Wörter“, kommentierte der Großvater einen Artikel zum Thema Familienbündnis, den er soeben in der Zeitung gelesen hatte. Sein Sohn, gerade von der Arbeit heimgekehrt, pflichtete ihm bei: „Wir wissen besser, was wir brauchen, nicht die Politik.“ Auch der Enkel glaubt das schon zu wissen und forderte eine Betreuung für seine Schwester, weil die nerve.

Diese Szene, gespielt von der Kleinmachnower Theatergruppe „Arleccino“, war als Einstimmung zur Impulsveranstaltung am Donnerstagabend im Stahnsdorfer Gemeindezentrum gedacht. Deren Ziel lautet: ein lokales Bündnis für die Familien in der Region auf den Weg bringen. Dazu hatte Bürgermeister Gerhard Enser seine beiden Amtskollegen eingeladen sowie Vertreter aus Wirtschaft, aus Vereinen, Kirchen, Kitas und Schulen. Rund 200 Interessierte kamen, um in sechs Arbeitsgruppen darüber zu diskutieren, wie in der Region ein noch besseres Klima für Familien geschaffen werden kann. Denn seit Familien in den Fokus der Politiker gerückt sind, ist deutlich geworden, dass wichtige soziale Netze bereits verschwunden sind, die noch vor rund 50 Jahren das Familienleben prägten.

Auch die Großfamilie der kleinen Theaterszene ist längst zum Auslaufmodell geworden, weshalb das Thema „Generationsübergreifende Zusammenarbeit“ in den Disskussionsrunden vielen als Rettungsanker erschien. Zweifellos können sich die regionalen Angebote an Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen sehen lassen – aber gefragt ist vor allem mehr Flexibilität im Alltag. So berichtete eine Mutter in einer Arbeitsgruppe, dass sie vor der Frage stehe, ihren Job aufgeben zu müssen, weil sie demnächst im wöchentlichen Wechsel auch Spätschichten leisten müsse. In dieser Zeit sei aber niemand da, der ihr Kind betreue, denn ihr Ehemann arbeite außerhalb. Vom „Wunsch-Großeltern-Dienst“, den die Akademie „2. Lebenshälfte“ anbietet, hatte sie bislang noch nichts gehört. Solche Angebote mehr bekannt zu machen, heißt daher ein Ziel der Initiative. Angeregt wurde ein Infoheft für die Region herauszugeben, ebenso eine Hotline einzurichten, an die sich Eltern bei Erziehungsproblemen wenden können. Auch ein Trainingsprogramm für Eltern wurde vorgeschlagen. Zentraler

Tenor aller Arbeitsgruppen war die Kinderbetreuung. Wolfgang Schultes von der Greenpark AG kündigte an, einen Betriebskindergarten zu gründen. Öffnungszeiten sollen von 6 bis 22 Uhr sein und die Einrichtung stünde nicht nur den Kindern von Mitarbeitern der Firmen offen, die sich auf dem Greenpark-Gelände angesiedelt haben. Schultes kann sich zudem vorstellen, mit der privaten Teltower Freizeiteinrichtung „Kinderoase“ zusammen zu arbeiten. In den Ideenwerkstätten wurde aber auch gefordert, dass sich Unternehmen mit ihren Arbeitszeiten mehr auf Familien einstellen müssten, damit diese mehr Spielräume bekommen.

Ein bisschen zu kurz kam bei allen Diskussionen um mehr Betreuungsangebote das gemeinsame Familienerlebnis. Lediglich der Theaterverein „Arleccino“ stellte klar, dass sein Angebot die ganze Familie einbeziehen wolle. So sind im Verein Kinder und Eltern aktiv.

Bei der nächsten Veranstaltung soll es zur Gründung eines Bündnisses für Familie in der Region kommen – 50 Gäste des vorgestrigen Abends haben sich bereits ihr Interesse als Gründungsmitglied bekundet. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false