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Potsdam-Mittelmark: Schelmenstück oder Retourkutsche?

Ein ganz besonderer Fußweg und andere Ärgernisse: Warum die Anwohner der Straße an den Lindbergen klagen

Teltow - Die Walther-Rathenau-Straße in Teltow hat viel Besuch bekommen nachdem sie in der letzten Dezemberwoche eingeweiht wurde. Auch einige Anwohner aus der Straße An den Lindbergen besichtigten Teltows kostengünstigsten Siedlungsstraßenbau, der nun als gutes Beispiel gilt. „So wollten wir unseren Kiez auch haben“, stellte Alwin Werner fest und erinnerte sich an das zähe Ringen um den eigenen Straßenbau, der vor einem Jahr beendet wurde.

Die meisten Anwohner der Lindberge hatten sich seinerzeit für eine abgespeckte Variante ausgesprochen. „Doch dann haben wir nicht konsequent durchgehalten, und die Vorreiter unter den Stadtverordneten standen am Ende auf verlorenem Posten.“ Zuvor hatten sich 80 Prozent der Anwohner gegen „Fußwege“ ausgesprochen, es gab Unterschriftenlisten und viele Briefe an Verwaltung und Stadtverordnete.

Die Verwaltung habe sich seinerzeit hinter dem Straßenverkehrsamt versteckt, das einen Straßenbau ohne Fußwege als nicht genehmigungsfähig erklärte. Die Borde, die nun die Fahrbahn säumen, sollten ein Kompromiss sein - heute, ein Jahr nach Bauende, sind sie ein Ärgernis für die Bürger. Denn aufgrund der Bordeinfassung dürfen Fußgänger nicht auf der Fahrbahn laufen, wies das Ordnungsamt mit Hinweis auf den Winterdienst an. Was theoretisch vernünftig klingt, erweist sich in der Praxis als unsinnig. Denn es macht Mühe auf diesem Pfad zu bleiben, da man angepflanzte Bäume und Mulden umkurven muss. Mütter mit Kinderwagen kapitulieren zwangsläufig vor solchen Hindernissen und für ältere Leute und Behinderte ist es schlichtweg zu riskant solchen Wegweisungen zu folgen.

Als Schelmenstück betrachten die Anwohner aber besonders die „Anforderungen zur Erfüllung der Anliegerpflichten“, die ihnen schriftlich zugesandt wurden. Danach ist der „Gehweg in einer Breite von 1,5 Metern von Schnee zu räumen und mit abstumpfenden Mitteln zu behandeln, um ein Ausrutschen zu verhindern“. Empfohlen wird dafür von der Verwaltung Sand oder Split. Keine Rolle scheint dabei zu spielen, dass diese „Gehwege“ nicht in jedem Falle die erforderliche Breite aufweisen und eigentlich als Rasen angelegt wurden.

Wird der Aufforderung nicht Folge geleistet, droht das Ordnungsamt mit einer Geldbuße und beruft sich dabei auf den Paragraph 6 der Straßenreinigungssatzung der Stadt. Im vergangenen Winter gab es sogar städtische Kontrollen und vielen Anwohnern wurde ein Mängelschein ausgestellt. „In diesem Winter war das Wetter auf unserer Seite, aber wir rechnen beim nächsten Schneefall schon mit Post aus der Verwaltung“, sagt ein Anwohner. Nicht nur in seinen Augen ist das eine Retourkutsche dafür, dass die Leute einst hartnäckig um ihre Ausbauvariante gerungen haben. Dass sich der Bürgermeister nun aber hinstelle und den Anwohnern der Rathenau-Straße für „die neu aufgezeigten Wege“ dankte, stimme schon nachdenklich, meint Alwin Werner. Denn diese „neuen Wege“ hätte das Bauamt bereits ein Jahr früher gehen können, wenn es den Bürgervorschlägen gefolgt wäre.

Auftrieb habe den „Lindbergern“ aber die jüngste Entwicklung schon gegeben, zumal die meisten Anwohner bereits gegen „die Verfehlungen in der Planung und Ausführung“ klagen. Außerdem stehe seit einem Jahr eine ganze Liste von Fragen an die Verwaltung noch offen, beispielsweise die nach der Verlegung der Regenwasserkanalisation, die nachweislich nicht erforderlich gewesen sei, so Werner.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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