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Sport: Alle wollen alles

"Basketballverrückte Millionäre gesucht, die Durchnittsteams umgehend in die europäische Spitze hieven." So etwa müssten Zeitungsinserate von Litauen bis Portugal lauten, damit in der kommenden Saison das Wirklichkeit werden könnte, was die streitsüchtigen Herren des Basketball-Weltverbands Fiba und der Union der europäischen Basketballligen (Uleb) so vor sich hinspinnen.

"Basketballverrückte Millionäre gesucht, die Durchnittsteams umgehend in die europäische Spitze hieven." So etwa müssten Zeitungsinserate von Litauen bis Portugal lauten, damit in der kommenden Saison das Wirklichkeit werden könnte, was die streitsüchtigen Herren des Basketball-Weltverbands Fiba und der Union der europäischen Basketballligen (Uleb) so vor sich hinspinnen. Die Fiba, die nur noch zweitklassige internationale Wettbewerbe ausrichtet, träumt aus Imagegründen von einer eigenen Topliga. Die hat die Uleb - die Euroleague, in der Alba Berlin heute gegen Efes Istanbul spielt (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle). Doch der Uleb fehlt ein Unterbau.

Ganz einfach, wird ein harmlos denkender Mensch meinen, die einen haben das eine, die anderen das andere. Da können sie sich doch zusammentun. Die Basketballfunktionäre aber wollen alle alles. Das würde bedeuten: Ab Herbst gibt es die Euroleague (24 bis 32 Vereine) plus die geplante Euroleague-Unterliga (circa 64 Vereine) plus die neue Fiba European League (circa 24 Teams), plus den neuen Euro-Cup der Fiba, der Korac-Cup und Saporta-Cup ersetzt. "So viele Teams gibt es gar nicht, die finanzkräftig genug sind, um mitzuhalten", sagt Albas Manager Carsten Kerner. Damit Reisekosten bezahlt werden können und Konkurrenzfähigkeit garantiert ist, bleibt nur die Suche nach den Millionären.

Das Theater geht weiter

Im Herbst schien der Streit endlich beigelegt zwischen Fiba und Uleb, doch jetzt geht alles wieder von vorne los. "Wir hatten gehofft, dass die sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben, aber es ist nicht wirklich weiter gegangen. Das ist sehr unübersichtlich", sagt Kerner. Um Klarheit zu schaffen ein Blick zurück: Noch vor wenigen Jahren fanden alle europäischen Spiele unter dem Dach des Weltverbands statt. Die besten Teams spielten in der Europaliga, die später in Suproleague umbenannt wurde. Kurz darauf, im Jahr 2000, gründeten zumeist südeuropäische Klubs, die eigene Vorstellungen hinsichtlich der Vermarktungsrechte hatten, die Uleb und richteten ihren eigenen Wettbewerb aus, die Euroleague. Nun buhlten zwei Ligen um die Topteams, köderten sie mit Startgarantien für mehrere Jahre. Meisterteams waren nicht automatisch qualifiziert. Bonn etwa, der Vorjahreszweite der Bundesliga, spielt im Saporta-Cup, Leverkusen (Dritter) im Korac-Cup, Frankfurt (Achter) ebenso wie Meister Alba - beide Startgarantie - in der Euroleague. Unbefriedigend für Spieler, Fans und Sponsoren.

Neue Ligen statt Entwirrung

Das Chaos wuchs, die finanziellen Probleme auch, eine Wiedervereinigung nach nur einem Jahr war nahe. Doch die nationalen Verbände, die Basis der Fiba, lehnten den Kompromiss ab. Obendrein ging die ISL, die Vermarktungsagentur der Fiba, Konkurs. Die Suproleague verschwand, der Weltverband war entmachet, es gab und gibt nur noch die Euroleague. Sportlich ist die einheitliche Spielklasse ein Gewinn. Doch Probleme gibt es bei der Finanzierung. 35 Millionen US-Dollar steckt Vermarkter Telefonica in die Liga, rund 500 000 Dollar soll Albas Garantiesumme für die Abtretung von TV- und Marketingrechten betragen. Bisher ist erst ein Teil des Geldes mit Verspätung eingetroffen. In Griechenland gibt es dieses Jahr keinen Europaliga-Fernsehvertrag, die kalkulierten hohen Einnahmen fehlen der Euroleague. In Deutschland werden nur zwei Spiele der Frankfurt Skyliners live im DSF übertragen, "die spielen donnerstags, das passt besser ins Sendeschema", sagt Kerner. Doch statt zu koordinieren und zu ordnen, wird über neue Ligen nachgedacht, die alles noch komplizierter machen.

Die Fiba, so war zu hören, will der Euroleague Klubs für die neue European League mit der Aussicht auf ein Startrecht für fünf Jahre abwerben. Darunter sollen Saporta-Cup und Korac-Cup zusammengelegt werden. An die Euroleague, sagt dagegen deren Sprecher Wladimir Stankovic, seien Teams wie Saporta-Cup-Starter Estudiantes Madrid herangetreten, die sich einen lukrativeren Wettbewerb wünschen - die Euroleague-Unterliga. Über sie soll eine Qualifikation für die Hauptgruppe möglich sein. "Wir sind zum Abwarten verdonnert", sagt Kerner. Ob aus Plänen Fakten werden, ist noch nicht klar. Alba hat eine Garantie für eine weitere Saison in der Euroleague. Eigentlich.

Helen Ruwald

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