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© Reuters

Einsam: Dortmunds Zidan isoliert sich beim Afrika-Cup

Es war eine bezeichnende Szene: Als Mohamed Zidan am Samstag in Ägyptens zweitem Vorrundenspiel beim Afrika-Cup gegen Mosambik schon nach gut 50 Minuten ausgetauscht wurde, rastete der Angreifer von Borussia Dortmund aus.

Er verweigerte den Handschlag mit Trainer Hassan Shehata, schleuderte sein Trikot auf die Ersatzbank und pfefferte die Schuhe eines Kollegen in Richtung Spielfeld. Nach dem Abpfiff stimmte er nicht in den Jubel der Kollegen über das 2:0 ein, sondern stapfte allein und isoliert in Richtung Kabine.

Der 28-Jährige war mit den Nerven offenbar am Ende. Es war der bisherige Höhepunkt einer Affäre um den Stürmer, die niemand so recht verstehen kann. Schließlich haben die Ägypter ihre Erfolgsserie auf nunmehr 15 ungeschlagene Partien beim Afrika-Cup ausgebaut, zuletzt verloren sie beim Turnier vor sechs Jahren.

Die Ägypter haben mit zwei Siegen bereits vorzeitig die Qualifikation für das Viertelfinale geschafft und besitzen beste Chancen, den Cup zum dritten Mal in Folge zu gewinnen. Sie sind rundum zufrieden. Nur Mohamed Zidan nicht. Er meckert mehr rum, als dass er sich auf sein Spiel konzentriert. Die Folge: Für seine Verhältnisse blieb der quirlige Stürmer bisher eher blass und konnte im Offensivspiel kaum Akzente setzen. Vor allem mit Teamkapitän Ahmed Hassan scheint Zidan Probleme zu haben. Der 35-Jährige, einer der wenigen ägyptischen Nationalspieler mit Europa-Erfahrung, mäkelt seinerseits ständig an Zidan herum. Manche Beobachter meinen sogar, dass sich die beiden auf dem Feld schon keine Bälle mehr zuspielen.

Der sensible Dortmunder will sich bislang zu seinem Ärger im Nationalteam nicht äußern. Seinem Trainer gegenüber aber konnte er das Schweigen nicht durchziehen. Hassan Shehata verlangte von Zidan nach seinem Ausraster eine Entschuldigung vor der ganzen Mannschaft. Ansonsten müsse er aus Angola abreisen.

Zidan entschuldigte sich am Sonntag vor versammelter Mannschaft und versprach, fortan jenen Teamgeist an den Tag zu legen, der das Team aus Nordafrika derzeit so stark macht. Ob er sein Versprechen halten kann? Seinen Platz in der Startelf hat er jedenfalls erst einmal verloren, im Training trägt Zidan das Leibchen der Ersatzspieler. Gut möglich, dass der Afrika-Cup 2010 Zidans letzter großer Auftritt im ägyptischen Nationalteam sein wird, für das er erst spät debütierte. 2005 wurde er nach seiner sensationellen Bundesligasaison mit Mainz 05 erstmals in den Kader berufen. Und hatte gleich riesigen Erfolg. Während für ihn in der Bundesliga wegen mehrerer Verletzungen eine unstete Zeit begann und er wild zwischen Mainz 05, Werder Bremen und dem Hamburger SV herumwechselte, bevor er schließlich 2008 wieder zu seinem „Entdecker-Trainer“ Jürgen Klopp nach Dortmund ging, lief es im ägyptischen Trikot viel besser. Mit seiner spektakulären Art, seinen explosiven Antritten, Dribblings und fulminanten Fernschüssen wurde er 2006 in Kairo zum Liebling der Fans. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass die Ägypter auch zwei Jahre später in Ghana wieder Afrikameisters wurden.

Warum Zidan nun plötzlich im ägyptischen Trikot nicht mehr froh werden will, darüber wird in Angola viel spekuliert. Die einen wollen beobachtet haben, dass Zidan vor allem Ärger mit den strengen Moslems im Team hat. Seine eher lockere Lebensweise sei denen übel aufgestoßen. Andere meinen, er verlange eben jene Führungsposition im Team, die der unumstrittene Kapitän Ahmed Hassan innehat. Den wahren Grund für die Dissonanzen wird erst derjenige erfahren, der Zidan als Erster zum Sprechen bringt.

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