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Südamerika: Fußballer als Zielscheiben

Paraguays Nationalspieler Salvador Cabañas ist das jüngste Opfer in einer langen Reihe von Anschlägen gegen prominente Fußballer in Lateinamerika.

Die Angst geht um: Selbst in seiner portugiesischen Wahlheimat fühlt sich der peruanische Nationalspieler Alberto Rodriguez nicht mehr sicher. „Der Fall Cabañas zeigt, dass wir Fußballer in jedem Teil der Welt der Gefahr besonders ausgesetzt sind. Wir leben an exponierter Stelle“, sagte der Kicker des Klubs Sporting Braga. Der Anschlag auf Paraguays Nationalspieler Salvador Cabañas vom vergangenen Sonntag bewegt in ganz Lateinamerika nicht nur die Fans, sondern auch die fußballspielenden Kollegen.

Während der 29 Jahre alte Stürmer des mexikanischen Traditionsvereins America in einem Krankenhaus mit dem Tode ringt, bleiben die Hintergründe der Tat weiter im Dunkeln. Es gibt erste Tatverdächtige, mexikanische Medien spekulieren, dass es sich bei dem Vorfall in einer dubiosen Spelunke gar um einen versuchten Auftragsmord gehandelt haben könnte. Cabañas stand auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Südamerikanische Medien berichteten wenige Tage vor dem Überfall über das angebliche Interesse der englischen Profiklubs Sunderland und Wigan. „Cabañas möchte gerne nach Europa wechseln. Er fühlt sich bereit für diesen Schritt“, hatte Berater José María González der Zeitung „Ultima Hora“ gesagt. Sechs Treffer erzielte der bullige Offensivspieler in der für Paraguay erfolgreichen WM-Qualifikation und wurde zum Volkshelden in seiner Heimat. Für die WM 2010 in Südafrika war Cabañas gesetzt, doch nun ist fraglich, ob er überhaupt noch einmal auf den Rasen zurückkehren kann. Eine Kugel, die sich in den Kopf des Südamerikaners bohrte, ist offenbar nur schwierig zu entfernen. Zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es: Der behandelnde Arzt sieht es schon als Erfolg an, dass der Zustand des prominenten Kickers seit der Bluttat stabil geblieben ist.

Cabañas ist das jüngste Opfer in einer langen Reihe von Anschlägen gegen prominente Fußballer in Lateinamerika: Mexiko gilt als besonders gefährlich, die Nähe der mächtigen Drogenkartelle zu den populären Spitzenklubs beschäftigt die Staatsanwaltschaft seit Jahren. Tägliche Sportzeitungen und unzählige Spartensender machen die Stars bis in die letzten Winkel der Armenviertel populär, das weckt Begehrlichkeiten. In Brasilien werden Angehörige von Profis immer wieder das Ziel von gezielten Entführungen. Prominentestes Opfer der letzten Jahre war Robinho, dessen Mutter in die Fänge von Erpressern geriet. In Kolumbien machen Jugendbanden gezielt Jagd auf wohlhabende Kicker. Erst im vergangenen Jahr machte der Fall des kolumbianischen Profis Javier Florez Schlagzeilen. In die Enge getrieben erschoss der Stürmer einen seiner Verfolger. Erst vor wenigen Wochen wurde der ehemalige argentinische Nationalspieler Fernando Caceres in seiner Heimat Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Zwei Jugendliche hatten den WM-Teilnehmer von 1994 und Gewinner der Copa America 1993 mit einem Kopfschuss lebensgefährlich verletzt. Der 40-Jährige Caceres hatte Glück im Unglück: Durch den Schuss in den Kopf hat er ein Auge verloren, aber zumindest kam er mit dem Leben davon.

Ob Salvador Cabañas die Chance hat, wieder ein normales Leben zu führen, ist derzeit noch völlig ungewiss. Erste neurologische Tests geben Anlass zur Hoffnung, offensichtlich droht dem Opfer aus Paraguay nicht das gleiche Schicksal wie jenes von Südamerikas Trainer des Jahres 2005. Auch Luis Montoya, der mit dem kolumbianischen Team Once Caldas im Weltpokalfinale 2004 dem Champions-League-Sieger FC Porto unterlag, wurde das Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Montoya versuchte seine Frau zu beschützen, als eine Bande Schüsse auf das Ehepaar in der Nähe eines Geldautomaten abfeuerte. Seitdem ist Montoya vom Kopf abwärts gelähmt, kann nur mühsam sprechen und muss künstlich beatmet werden. Für das kolumbianische Fernsehen arbeitet er trotzdem als Kommentator: liegend und bewegungslos im Krankenbett.

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