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Aufstiegsfeier von St. Pauli. Bilder: Nikolai Prodöhl

© Nikolai Prodöhl

Kolumne „inklusiv“ : Aufstiegsfeier von St. Pauli lässt Platz zur Optimierung

Am Pfingstmontag feierte die Fußballmannschaft des FC St. Pauli mit den Fans nach 13 Jahren den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Es war ein Fest für alle Beteiligten. Komplett inklusiv allerdings nicht.

Von Nikolai Prodöhl

Die Fußballmannschaft des FC St. Pauli hat am Pfingstmontag den sechsten Aufstieg in die Bundesliga gefeiert.

Die Meisterschale der Zweiten Liga wurde auf der Tribüne des Spielbudenplatzes auf der Reeperbahn übergeben. Der Spieler Jackson Irvine hat um 17:54 Uhr die Schale in die Luft gehalten. Die Anhänger stimmten an: „Super Hamburg, St. Pauli“ und „Die Nummer eins der Stadt sind wir!“ Die Mannschaft wurde im Rathaus vom Bürgermeister Peter Tschentscher von der SPD empfangen.

Im Anschluss gab es eine Demo draußen vor dem Rathaus. Es wurde für Demokratie und Clubkultur demonstriert. Der Verein steht für Inklusion und Teilhabe. Die Spieler bestiegen auf dem Rathausmarkt einen LKW, anschließend bewegte sich der Demonstrationszug Richtung St. Pauli.

Die Veranstaltung war gut besucht, viele Tausende Fans haben teilgenommen, darunter Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es war ein buntes Fest, die FC-St.-Pauli-Fahnen wurden geschwenkt und die Anhänger machten ordentlich Stimmung. Die Fans feierten fröhlich in Kneipen, auf der Straße und auf dem Spielbudenplatz.

Das Wetter war am Anfang typisch hamburgisch, es regnete in Strömen. Ich, Nikolai Prodöhl, bin auch FC-St.-Pauli-Fan und habe an der Demo und an der Party teilgenommen, da ich selten die Stimmung der Fans hautnah mitbekomme. Die Spiele verfolge ich meistens bei Sky. Eine Karte zu bekommen, ist nicht so einfach.  Ich habe versucht, ein inklusives Ticket zu bekommen, bisher hat es noch nicht geklappt. Diese Tickets sind hauptsächlich für Rollstuhlfahrer gedacht. Laut Muster-Versammlungsstättenverordnung sollen bei Stadien mit mehr als 5000 Plätzen eigentlich mindestens 0,5 Prozent der Kapazitäten für Rollstuhlfahrer bereitgehalten werden.

Doch in keinen Stadien wird die Quote erreicht. Dies ergab eine schriftliche Frage von André Hahn, dem sportpolitischen Sprecher der Linken im Bundestag. Für Menschen mit Behinderung gibt es im Millerntor-Stadion nur 86 Plätze. Ich wünsche mir, dass es mehr Plätze für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt. Dann könnte ich auch mit meinen Freunden ins Stadion gehen.

Ich fand die Party toll, mit richtig geiler Musik und feiernden Fans. Aber sie war meiner Meinung nach nicht barrierefrei, da ich keinen einzigen Rollstuhlfahrer und Menschen mit Behinderung auf dem Kiez gesehen habe. Dafür war es einfach zu voll und zu eng.

Am frühen Abend hat es mir mit der Party gereicht, da es immer voller wurde. Meine Stimmung kippte, ich wollte so schnell wie möglich weg. Es war eng und ich musste mich durch tausende Menschen durchdrängeln. Es ging nur langsam voran, Schritt für Schritt. Ich hatte auch Angst bekommen durch die Menschenmassen und das Anzünden von Pyrotechnik. Ich finde im Stadion und auf Aufstiegsfeiern sollte das Brennen strenger kontrolliert werden.

Für mich war die Aufstiegsfeier, trotz der Schwierigkeiten, ein besonderes Erlebnis.

- Nikolai Prodöhl ist Journalist. Er hat eine Lern- und Sprachbehinderung und schreibt seit September 2023 im Tagesspiegel eine Kolumne.

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