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Debüt unter Druck. Keller muss bei Schalke schnell gute Ergebnisse liefern. Foto: Reuters

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FC Schalke 04: Nüchterner Aufbruch

Schalke 04 verstärkt sich vor dem Ligastart 2013 am Freitag gegen Hannover. Neu-Trainer Jens Keller steht aber schon in der Kritik.

Ein paar Zuschauer sind trotz des winterlichen Wetters auf das Vereinsgelände gekommen, um dabei zuzusehen, wie sich die Bundesligaprofis des FC Schalke 04 auf den Rückrundenstart am Freitag gegen Hannover 96 (20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) vorbereiten. Was die hartgesottenen Besucher auf dem Trainingsplatz zwischen den dicken Schneeflocken und schneidenden sibirischen Winden zu sehen bekommen, sieht nach konzentrierter und planvoller Arbeit aus. Aber nur die wenigsten Beobachter haben den Eindruck, dass sich in den vergangenen drei Wochen so etwas wie eine Aufbruchstimmung breit gemacht hat. Die Aufgaben werden pflichtbewusst von allen Beteiligten abgearbeitet, von Freude oder Begeisterung bei den Aktiven ist allerdings so gut wie nichts zu erkennen. „Wir haben im Trainingslager viel erarbeitet, sowohl im taktischen als auch im physischen Bereich. Die Jungs sind gut vorbereitet. Jetzt kann es endlich losgehen“, sagt Jens Keller mit nüchterner Miene.

Es ist eine kuriose Situation, in der sich der neue Trainer der Schalker vor seinem ersten Bundesligaspiel mit den Schalkern befindet. Denn schon bevor es richtig losgeht, ist er in die Kritik geraten. Der 42-Jährige hatte das Amt vom beurlaubten Huub Stevens im Dezember, zwei Tage vor dem DFB-Pokalspiel gegen Mainz 05, übernommen – und verlor prompt. Im Trainingslager in Katar setzte es zudem in einem Testspiel gegen den FC Bayern eine noch schmeichelhafte 0:5-Niederlage. Die Zweifel an dem in seiner Außendarstellung recht blassen Keller haben spätestens an diesem Tag noch deutlich zugenommen. Die Frage, ob der als Trainer in der Bundesliga weitgehend unerfahrene Keller die Schalker wieder auf Champions-League-Kurs bringen kann, wird im Umfeld bereits diskutiert.

Manager Horst Heldt versucht, seinem Trainer nicht nur verbal zur Seite zu stehen, sondern auch mit Personalentscheidungen auf die sportliche Krise und auf einige Verletzungssorgen wie der von Ibrahim Affelay zu reagieren. Am Mittwoch wurde der ehemalige Herthaner Raffael von Dynamo Kiew ausgeliehen, der 27-Jährige soll die spielerische Einfallslosigkeit im Mittelfeld beenden. Das zuletzt nahezu einzige Offensivmittel, das Flügelspiel, war für die Gegner zu leicht zu durchschauen. Diese Eindimensionalität soll der Vergangenheit angehören. Zudem soll mit Michel Bastos von Olympique Lyon ein weiterer brasilianischer Offensivspieler für rund fünf Millionen Euro nach Gelsenkirchen kommen. Anders als Raffael wäre Bastos auch im Europapokal spielberechtigt. Im Gegenzug dazu dürfte der Wechsel von Lewis Holtby zu Tottenham Hotspur in den nächsten Tagen und nicht wie zunächst verkündet erst im Sommer konkret werden.

Manager Horst Heldt nimmt viel Geld in die Hand und verändert die Mannschaft strukturell, obwohl sich der Klub weiterhin einen finanziellen Konsolidierungskurs verordnet hat. Das Vertrauen in das von ihm zusammengestellte Personal ist geschwunden. Man habe „die positiven und auch die negativen Dinge der Hinrunde analysiert“, teilt Heldt etwas kryptisch und wortkarg mit. Die Verantwortlichen verschanzen sich hinter Worthülsen, wohl aus dem Gefühl heraus, nicht genau über die Leistungsstärke der Mannschaft Auskunft geben zu können. Das Saisonziel bleibt weiterhin, die Champions League zu erreichen. Dafür benötigen die Schalker allerdings eine längere Erfolgsserie, um eine Aufholjagd überhaupt erst starten zu können.

„Die Spieler haben sehr intensiv gearbeitet. Es gilt in der Rückrunde einiges aufzuholen. Entscheidend wird sein, was die Mannschaft auf dem Platz abliefert“, sagt Heldt. Bis sich die richtigen Ergebnisse einstellen, wird sich die Unruhe bei Schalke kaum legen.

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