zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Deutsche Entertainment AG: Teure Tickets und flotte Sprüche

Peter Schwenkow macht gern flotte Sprüche über den beinharten Wettbewerb im Show-Geschäft. Der Chef der Deutschen Entertainment AG (Deag) gibt sich dabei so cool wie die Stars, mit denen er auf Tournee geht.

Peter Schwenkow macht gern flotte Sprüche über den beinharten Wettbewerb im Show-Geschäft. Der Chef der Deutschen Entertainment AG (Deag) gibt sich dabei so cool wie die Stars, mit denen er auf Tournee geht. Schwenkow füllte Hallen und Stadien mit den Rolling Stones, André Rieu und Co. Er kaufte Veranstalter, Varietés und Sicherheitsdienste. An der Börse stand die Deag-Aktie lange im Scheinwerferlicht.

Einen ersten Dämpfer gab es vor zwei Jahren, als die Deag nach den Stella-Musicals griff, die sie jetzt nach der Pleite des Veranstalters wieder loswerden will. Die Börse registrierte damals schnell, dass Schwenkow in Erklärungsnot geriet: Nur die profitablen Teile, so wiederholte er unermüdlich, seien übernommen worden. Die Reste des maroden Stella-Konzerns seien dem Insolvenzverwalter übergeben worden. Eine gewagte Interpretation des Deals, der für die Deag jetzt teuer werden könnte. Bis zu 25 Millionen Euro muss das am Neuen Markt notierte - und abgestürzte - Unternehmen auf das glücklose Engagement abschreiben.

Schwenkow hat sich verschätzt. Mit Musicals ist in Deutschland kein schnelles Geld zu verdienen - und unter der bisherigen Stella-Regie schon gar nicht. Teure Tickets und mäßige Inszenierungen, ein unerfahrenes Management sowie die preiswerte Unterhaltung im Kinosaal oder auf dem Fernsehschirm haben zu wenig Publikum angezogen. Sechs Häuser mit 1500 Beschäftigten und Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe waren schließlich zu viel für die Deag.

Der Vorstand hat lange gebraucht, um das einzusehen. Zu lange. Noch bei der Bilanzvorlage gab sich Schwenkow unlängst gewohnt optimistisch. Nun liegt der Verdacht nahe, dass der Versuch, die Aktionäre zu beruhigen, vor allem der Verschleierung des Stella-Debakels diente. Dass Schwenkow gleichzeitig den Absturz der Aktie mit einer drohenden feindlichen Übernahme der Deag erklärt, macht ihn nicht glaubwürdiger. Es wird wohl auch an handfesten Managementfehlern gelegen haben, dass die Börse das Papier inzwischen fast auf Pennystocks-Niveau bewertet. Wenn die Deag zurück auf die Bühne will, wird es mit flotten Sprüchen diesmal nicht getan sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false