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Gerüst an der Baustelle eines Neubaugebiets in Düsseldorf

© IMAGO/Robert Poorten

Nicht einmal 295.000 Wohnungen fertiggestellt: Die Neubauziele werden weiter deutlich verfehlt

Viele Menschen suchen nach bezahlbaren Wohnungen, vor allem in Städten. Doch die Fertigstellungen bleiben deutlich unter den Zielen der Bundesregierung.

Der Bedarf an neuen Wohnungen ist hoch, vor allem in Ballungsräumen. Trotzdem ist der Wohnungsbau in Deutschland auch im vergangenen Jahr nicht in Schwung gekommen. Das Ergebnis fiel mit 294.400 fertiggestellten Wohnungen allerdings besser aus als befürchtet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag sank die Zahl der gebauten Wohnungen um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Fertigstellungen habe sich seit dem Jahr 2021 kaum verändert.

Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde deutlich verfehlt. Befürchtet worden war allerdings ein Rückgang auf 215.000 bis 270.000 Wohnungen.

Bauvorhaben haben sich wegen des kräftigen Anstiegs der Kreditzinsen und der Baukosten in den vergangenen zwei Jahren stark verteuert. Besonders im Wohnungsbau wurden deswegen viele Vorhaben verschoben oder abgesagt. Die Branche klagt über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte.

Viele der Fertigstellungen des Vorjahres dürften noch auf Genehmigungen zurückzuführen sein, die in den Jahren bis 2022 unter deutlich besseren Rahmenbedingungen beantragt und erteilt worden seien, erläuterte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Unterm Strich bleibt allerdings: Auch im Vorjahr wurden weniger Wohnungen gebaut, als es der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum eigentlich erfordert“, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Zahl der Baugenehmigungen gesunken

Seit Monaten geht es auch bei den Baugenehmigungen bergab. Der Bauindustrieverband ging zuletzt davon aus, dass im laufenden Jahr nur 220.000 bis 230.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Verbände der Bau- und Immobilienbranche dringen angesichts des Wohnungsmangels gerade in Ballungsräumen auf mehr staatliche Förderung.

Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA beziffert die Neubaulücke in Deutschland auf 600.000 Wohnungen und warnte, dass dieser Wert ohne Korrekturen auf bis zu 830.000 Wohnungen im Jahr 2027 steigen könnte.

„Die wirklich harte Zeit kommt erst noch“, warnte Präsident Dirk Salewski vom Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen (BFW) jüngst. „Wer jetzt so tut, als seien wir durch das Tal der Tränen durch, ruht sich in Wirklichkeit nur auf den Lorbeeren von vorgestern aus.“ Jede zweite Firma klage über Auftragsmangel. „Jetzt wird nicht geplant und damit wird in den kommenden Jahren auch nicht gebaut“, betonte Salewski. „Die mageren Jahre liegen eindeutig noch vor uns.“

Zu wenig Fachkräfte, zu lange Verfahren

Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr. Ein Grund dürfte der Fachkräftemangel sein. Die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung habe sich bei den 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert, erläuterten die Statistiker.

In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten. 257.200 waren Neubauwohnungen. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69.900 Wohnungen (minus 9,3 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen um 3,8 Prozent auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6100 mehr als im Vorjahr.

In der Bundesrepublik Deutschland wurden seit Beginn der Baustatistik 1950 durchschnittlich gut 400.000 neue Wohnungen pro Jahr fertiggestellt. Den bisher höchsten Stand erreichte der Wohnungsbau 1973 mit gut 714.200 fertiggestellten Einheiten im früheren Bundesgebiet. Nach der Wiedervereinigung war 1995 das Rekordjahr mit rund 602.800 neuen Wohnungen in Gesamtdeutschland. Die wenigsten Wohnungen wurden in der globalen Finanzmarktkrise 2009 fertiggestellt – nur 159.000. (dpa, Reuters)

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