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Die Zeichnung aus dem Gericht zeigt Donald Trump (l) beim zusehen, wie Verteidiger Emil Bove Robert Costello (r) befragt. Richter Juan Merchan führt den Vorsitz im Strafgericht von Manhattan.

© dpa/Elizabeth Williams

Update

„Starren Sie mich nieder?“: Richter in Trump-Prozess platzt der Kragen

Als beste Reality-Show aller Zeiten bezeichnet ein Reporter den Trump-Prozess in New York. Tatsächlich spielt sich in Saal 1530 mitunter Unglaubliches ab – dem Richter platzt nun der Kragen.

Im Schweigegeld-Prozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump hat der Richter am Montag zwischenzeitlich den Gerichtssaal in New York räumen lassen. Zuvor hatte der von der Verteidigung in den Zeugenstand gerufene Anwalt Robert Costello wiederholt seine Ablehnung über Entscheidungen von Richter Juan Merchan zum Ausdruck gebracht.

Jedes Mal, wenn Merchan einem Einspruch der Staatsanwaltschaft stattgab, schüttelte Costello - der früher den Hauptbelastungszeugen Michael Cohen beriet – den Kopf oder seufzte theatralisch. Auf einen weiteren Einspruch, dem Merchan stattgab, reagierte Costello mit einem hörbaren „Jeez!“ (auf Deutsch in etwa „Du meine Güte!“).

Merchan ließ die Geschworenen in der Folge aus dem Saal bringen und sagte zum Trump-Verbündeten im Zeugenstand: „Ich möchte in meinem Gerichtssaal über den richtigen Anstand sprechen.“ Er verbitte sich Kommentare zu seinen Entscheidungen. „Sie geben mir keinen Seitenblick und verdrehen nicht die Augen“, diktierte Merchan, der den Ruf hat, sich nichts gefallen zu lassen. Als Costello den Richter dann fortwährend finster und mit rotem Gesicht anschaute, platzte es aus Merchan hörbar verärgert heraus: „Starren Sie mich nieder?

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Die Journalisten, die seit Wochen über den ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten berichten, zögerten, dem nachzukommen. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information“, rief einer der Reporter. Bewaffnete Beamte, die das Gericht bewachten, forderten die Reporter daraufhin auf, den Saal zu verlassen, Trumps Unterstützer durften hingegen offenbar bleiben.

Als Merchan die Öffentlichkeit und die Presse wieder in den Gerichtssaal ließ, schien die Stimmung weniger aufgeheizt zu sein. Costello äußerte sich jedoch weiterhin kritisch.

Trump sprach nach der Sitzung von einer „unglaublichen Darstellung“ und nannte Merchan einen „Tyrannen“. 

Trump wird in dem Verfahren beschuldigt, mit gefälschten Geschäftsunterlagen ein Schweigegeld an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht und damit in verdeckter Weise in die Präsidentschaftswahl eingegriffen zu haben. Durch die Zahlung war die frühere Pornodarstellerin dazu gebracht worden, über eine angebliche Sexaffäre zu schweigen, die sie laut ihrer Schilderung im Jahr 2006 mit dem Immobilienmogul hatte.

Trump bestreitet jeglichen sexuellen Kontakt mit der Frau. Cohen überwies 130.000 Dollar (nach heutigem Wert etwa 120.000 Euro) an Stormy Daniels. Das Geld bekam er laut Anklage später von Trump erstattet, als dieser bereits Präsident war. Die Erstattungen an Cohen wurden demnach fälschlich als Anwaltskosten deklariert.

Das Schweigegeld wird von Trumps Verteidigern nicht bestritten - wohl aber, dass ihr Mandant in dessen Zahlung eingeweiht gewesen sei.

Trump bezeichnet den New Yorker Prozess wie auch die drei weiteren gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklagen als politisch motivierte Manöver, um seinen Wiedereinzug ins Weiße Haus zu verhindern. Der 77-jährige Rechtspopulist will bei der Präsidentschaftswahl im November gegen Amtsinhaber Joe Biden antreten, dem er bei der Wahl 2020 unterlegen war. (AFP)

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