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Ein ukrainischer Polizeibeamter und ein Staatsanwalt für Kriegsverbrechen inspizieren Bruchstücke einer Gleitbombe vor einem beschädigten Haus nach einem russischen Luftangriff auf ein Wohnviertel.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion Tag 817: Russlands Gleitbomben verwüsten die Ukraine

Baerbock in der Ukraine ausgezeichnet. Neue Angriffe auf Charkiw. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Günstig in der Herstellung und äußerst zerstörerisch – in der Vergangenheit haben wir immer mal wieder über den Einsatz von Gleitbomben im Ukraine-Krieg geschrieben. Russland soll diese nun auch nutzen, um seine aktuelle Offensive in der Ukraine voranzutreiben. Wie die „BBC“ berichtet (Quelle hier), sollen mehr als 200 Gleitbomben innerhalb einer Woche eingesetzt worden sein, um die Stadt Wowtschansk in der Nähe von Charkiw zu bombardieren.

Die „BBC“ hat mit dem dortigen Polizeichef über die dramatischen Auswirkungen gesprochen. „Es gibt keine Worte, um die Folgen eines Gleitbombenangriffs zu beschreiben“, sagt er. „Man kommt und sieht Menschen, die dort zerrissen liegen“, sagt Oleksii Charkiwski. Die Dimension des Einsatzes von Gleitbomben sei außergewöhnlich. „In den letzten sechs Monaten wurden wir ziemlich oft von Gleitbomben getroffen, vielleicht fünf bis zehn Bomben pro Woche … aber diesen Monat hatten wir weit mehr als je zuvor“, sagt er.

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Die ukrainische Sicherheitsanalystin Mariia Zolkina hält der „BBC“ zufolge den Einsatz von Gleitbomben für eine besorgniserregende Entwicklung. Es handele sich dabei um eine „neue Ära“ für die militärische Lage vor Ort. Die Gleitbomben „erlauben Russland, die ukrainischen Verteidigungslinien auszulöschen, ohne seine Infanterie einzusetzen“, sagt Zolkina. „Sie haben eine ganz andere Wirkung als Artilleriefeuer oder gar Raketenangriffe.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Außenministerin Annalena Baerbock wegen ihrer Unterstützung für sein Land mit einem Verdienstorden ausgezeichnet. Selenskyj überreichte der Grünen-Politikerin im Präsidialamt in der Hauptstadt Kiew die dritte Stufe des Ordens Jaroslaw der Weise. Selenskyj hatte Baerbock die Auszeichnung bereits zum Jahreswechsel per Erlass zugesprochen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Russland hat den Beginn einer Atomwaffenübung nahe der Ukraine verkündet. Bei der Übung handele es sich um eine „Antwort auf provokative Äußerungen und Drohungen bestimmter westlicher Vertreter“, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Es werde die „Bereitschaft“ der „nicht-strategischen Nuklearwaffen“ getestet, um die „territoriale Integrität und Souveränität des russischen Staates“ zu gewährleisten.
  • Infolge neuer russischer Angriffe sind in der ostukrainischen Großstadt Charkiw offiziellen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen verletzt worden. „Der Feind hat Charkiw die ganze Nacht über angegriffen“, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Synjehubow, auf Telegram mit. Trümmerteile von Kampfdrohnen, die die ukrainische Luftverteidigung abschoss, seien dabei in mehreren Stadtteilen herabgestürzt und hätten Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen angerichtet. Unter den Verletzten sind laut Synjehubow ein 61-jähriger Mann sowie zwei Frauen im Alter von 69 und 72 Jahren.
  • Zusätzlich zur Offensive im nordostukrainischen Gebiet Charkiw setzt Russland nach britischer Einschätzung auch im Osten des Landes seine Angriffe fort. Russische Truppen attackierten nordwestlich der eroberten Stadt Awdijiwka auf breiter Front entlang der Autobahn E50, wie das britische Verteidigungsministerium am Dienstag mitteilte.
  • Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat andere Verbündete zur Lieferung von Flugabwehrsystemen an die von Russland angegriffene Ukraine aufgerufen. „Alle unsere Partner, die Patriot-Systeme oder ähnliche Systeme bereitstellen können, sollten dies so schnell wie möglich tun, da dies für die weitere Entwicklung des Krieges und insbesondere für die Moral, die Sicherheit und die Infrastruktur des Landes von entscheidender Bedeutung ist“, sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch in Lettland.
  • Die EU wird künftig Zinserträge in Milliardenhöhe aus eingefrorenem Vermögen der russischen Zentralbank zur Finanzierung von Militärhilfen für die Ukraine nutzen. Minister aus den EU-Staaten trafen die notwendigen Entscheidungen, wie ein Sprecher der derzeitigen belgischen EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Mehr dazu hier.
  • Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen haben sich äußerst besorgt über anhaltende Vertreibungen in der Region Charkiw in der nordöstlichen Ukraine geäußert. Die neue Bodenoffensive Russlands habe mehr als 14.000 Menschen innerhalb weniger Tage in die Flucht getrieben, sagte der Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation in der Ukraine, Jarno Habicht.
  • Der Kreml führt den Ruf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach einem stärkeren Konfliktengagement des Westens darauf zurück, dass sich die ukrainischen Truppen an der Front in einer äußerst ungünstigen Lage befänden. Gleichzeitig sei es der Führung in Kiew aber bewusst, dass selbst zunehmende Waffenlieferungen nichts an der Dynamik auf dem Schlachtfeld ändern könnten, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow.
  • Die große Mehrheit der Jobcenter bescheinigt ukrainischen Flüchtlingen einer Studie zufolge gute Perspektiven auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie hätten sehr oft arbeitsmarktrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten, weshalb acht von zehn Jobcentern deren Beschäftigungsperspektiven mittelfristig positiv sähen, heißt es in einer Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

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