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Zwei Krankenschwestern bereiten eine Operation vor.

© picture alliance/Zoonar/Channel Partners

Noch fehlen wichtige Daten: Lauterbach startet Bundes-Klinik-Atlas

Mit wenigen Klicks sollen sich Patienten über die Qualität von Krankenhäusern informieren können. Ein Überblick darüber, was das Angebot leisten soll und welche Probleme es gibt.

Zu Leistungen und Behandlungsqualität der Krankenhäuser in Deutschland gibt es jetzt auch ein staatliches Vergleichsportal. Der „Bundes-Klinik-Atlas“ soll Patientinnen und Patienten einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel bieten, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag zum Start des Angebots in Berlin sagte. „Mit wenigen Klicks können Sie Kliniken vergleichen und für die benötigte Behandlung in Ihrer Nähe die beste Klinik finden.“

Zur Einordnung sollen die Zahl der für die jeweilige Behandlung erbrachten Fälle und die Personalausstattung in einer Art Tacho-Anzeige abgebildet werden. Noch bietet der Atlas den Patienten allerdings wenig Orientierung. Für die rund 1900 Krankenhäuser in Deutschland fehlen bislang echte Qualitätsdaten – etwa die Zahl der Komplikationen.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) kritisierte den „rudimentären Datensatz“. Ein entsprechendes Verzeichnis müsse handwerklich sauber umgesetzt werden. „Dies ist hier leider nicht der Fall.“

Lauterbach will stärkere Spezialisierung

Mit dem Ende März in Kraft getretenen Krankenhaustransparenzgesetz hatte Lauterbach die Krankenhäuser verpflichtet, die entsprechenden Daten zu liefern. Aufgrund der knappen Übermittlungsfrist sei es den Kliniken nicht möglich gewesen, „die erforderlichen Daten vollumfänglich zu liefern“, sagte Gerlach.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellt den Bundes-Klinik-Atlas vor.

© dpa/Soeren Stache

Mit der Qualitätsdarstellung will Lauterbach erreichen, dass Patienten komplizierte Behandlungen in spezialisierten Kliniken durchführen lassen. Der Klinik-Atlas soll Lauterbachs Krankenhausreform unterstützen, mit der die Zahl der Klinikstandorte reduziert werden soll.

Umstritten ist, dass die Kliniken im Atlas in bestimmte Level – vom Basisversorger bis zur Uniklinik – eingeteilt werden sollen. Die Länder befürchten, dass der Bundesgesundheitsminister durch die Hintertür Einfluss auf die bundesweite Krankenhausplanung gewinnen will. Sie ist Ländersache.

Anderswo erfahren Patienten mehr

Bereits seit 2002 bietet die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKB) ein Krankenhaus-Verzeichnis an. Es informiert ebenfalls über Leistungen, Fallzahlen, Betten und Personal, aber vergleicht Kliniken nicht direkt miteinander. DKG-Chef Gerald Gaß kritisierte das neue Verzeichnis als irreführend und überflüssig. „Es gibt keinen Bereich im Gesundheitswesen, der in der Qualität so transparent ist wie die Krankenhäuser“, sagte Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Noch liefern das DKB-Verzeichnis, aber auch die Transparenz-Register von der AOK und anderen Krankenkassen tatsächlich ausführlichere Daten als der Bundes-Klinik-Atlas.

Dem Klinik-Atlas fehlten entscheidende Angaben, bemängelt die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Nach wie vor mangele es an verbindlichen Bewertungsfaktoren, die die Arbeit am und mit dem Patienten in den Blick nehmen – etwa lange Wartezeiten, fehlende Ansprechpartner oder die Verschiebung von Untersuchungen.

Der Vorstand Eugen Brysch warnte zudem vor negativen Konsequenzen des Registers für alte und pflegebedürftige Menschen: Kliniken könnten künftig jüngere und erfolgversprechende Patienten bevorzugt behandeln, um bessere Bewertungen zu erzielen. Dagegen könnten ältere oder chronisch kranke Menschen, die häufig unter Mehrfacherkrankungen litten und deren Behandlung teurer sei, die Bewertungen verschlechtern. (Tsp/dpa/KNA)

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