zum Hauptinhalt
Ein Polizeibeamter bei einer Razzia in Berlin-Moabit.

© dpa

Ermittlungen in Islamistenszene: Islamisten-Razzia in Potsdam

Weiterer Schlag gegen islamistische Logistikzelle: Eine Wohnung in Asylunterkunft am Schlaatz durchsucht. Hinweise auf eine konkrete Gefährdung liegen aber nicht vor.

Potsdam/Berlin - Seit Jahren gibt es erstmals wieder offiziell Hinweise, dass es in Potsdam Verbindungen zur Islamistenszene gibt. Vier Tage nach der Festnahme zweier mutmaßlicher Berliner Islamisten haben die Sicherheitsbehörden am Dienstag das Umfeld der Männer ins Visier genommen. Von einer islamistischen Logistikzelle war die Rede. Einer der Unterstützer lebt nach PNN-Informationen im Potsdamer Flüchtlingswohnheim im Wohngebiet Schlaatz. Die Unterkunft des 30-Jährigen aus der Kaukasusrepublik Dagestan ist am Dienstagmorgen durchsucht worden. Die Beamten trafen den Mann aber nicht vor Ort an. Er ist zwar in der Potsdamer Asylunterkunft offiziell gemeldet, soll seinen Lebensmittelpunkt nach PNN- Informationen aber in Berlin haben. Verwertbare Beweismittel seien nicht gefunden worden, hieß es.

Neben der Wohnung in Potsdam durchsuchten 200 Polizisten, Staatsanwälte und ein Spezialeinsatzkommando elf Wohnungen in Berlin und eine im thüringischen Nordhausen. Die Personen stammten laut Polizei aus der Türkei und der Kaukasus-Region und seien zwischen 20 und 49 Jahre alt. Bei der Razzia wollten die Berliner Generalstaatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA) weitere Beweise – Akten, Überweisungen oder Computer-Festplatten – für terroristische Aktivitäten in Syrien finden. Anhaltspunkte dafür, dass die Gruppe Anschläge in Deutschland geplant hat, lägen nicht vor, hieß es.

Wenig gewaltbereite Islamisten in Brandenburg

Bereits am Freitag waren zwei 41 und 43 Jahre alte Männer in Berlin festgenommen worden. Sie gelten als die Führer der islamistischen Logistikzelle. Der 41-Jährige soll als „Emir“ in Berlin-Moabit an einer Koranschule Unterstützer für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien angeworben haben. Die Gruppe soll schwere staatsgefährdende Gewalttaten in Syrien vorbereitet und unterstützt haben. Im Zuge der Festnahmen war nach PNN-Informationen am Freitag in Strausberg (Märkisch-Oderland) die Wohnung eines polizeibekannten Islamisten aus Russland durchsucht worden, dabei waren Beweise gefunden worden. Die am Dienstag durchsuchten Wohnungen gehören Unterstützern des „Emir“ und Mitgliedern des Moschee-Vereins in Moabit. Sie seien bisher aber keine Beschuldigten, hieß es.

In Brandenburg gebe es wenige gewaltbereite Islamisten, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) den PNN. Die Zahl der dschihadistischen Salafisten bewege sich im niedrigen zweistelligen Bereich, allerdings dürfte es ein „noch aufzuklärende Dunkelfeld“ geben. Diese Extremisten, Personen mit Mitgrationshintergrund, sympathisierten zumeist mit dem Islamischen Staat. Auch von den bundesweit 550 Islamisten, die sich in Irak oder Syrien aufgehalten haben, kamen wenige aus Brandenburg. Die Zahl der Rückkehrer, die in Ausbildungscamps oder im direkten Kampfeinsatz für den „Islamischen Staat“ waren, liege im niedrigen einstelligen Bereich, sagte Schröter. Diese  „Gefährder“ seien besonders im Fokus der Sicherheitsbehörden.

Schröter sagte den PNN, es gebe seit Wochen eine abstrakt hohe Gefährdungslage. Diese gehe von Einzeltätern und autonom von islamistischen Terrororganisationen agierenden Gruppen aus, besonders aber von Rückkehrern aus Dschihadgebieten, die an Kämpfen beteiligten waren. Hinweise auf eine erhöhte Gefährdungslage und Hinweise auf eine konkrete Gefährdung der inneren Sicherheit in lägen den Sicherheitsbehörden aber nicht vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false