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Die Neuköllner Kneipe Bajszel wurde in Hamas-Manier mit roten Dreiecken markiert.

© Bajszel

Update

Mit roten Dreiecken der Hamas markiert: Neuköllner Kneipe „Bajszel“ erneut antisemitisch angegriffen

Die Neuköllner Programmschänke wurde mit roten Dreiecken markiert – im Stile der islamistischen Terrororganisation Hamas, die so ihre Feinde kennzeichnet. Das ist nicht der erste Angriff auf die Kneipe.

| Update:

Die Neuköllner Kneipe „Bajszel“ ist erneut Ziel eines antisemitischen Übergriffs geworden. Wie die Betreiber:innen angaben, wurden in der Nacht zu Dienstag rote Dreiecke an die Fensterscheibe des Lokals geklebt. Das rote Dreieck gilt als Symbol der islamistischen Terrororganisation Hamas, die auf diese Art ihre vermeintlichen Feinde und mögliche Anschlagsziele kennzeichnet.

Das Kneipenkollektiv sprach in seinem Statement von einer „evidenten Symbolik“. Sie erklärten: „Wir lassen uns von solch feigen Drohgebärden nicht einschüchtern und kritisieren weiterhin alle Formen von Antisemitismus und solidarisieren uns mit allen Opfern antisemitischen Terrors.“

Die Betreiber:innen des Bajszel haben nach eigenen Angaben Anzeige bei der Polizei erstattet. Zu dem konkreten Fall konnte ein Sprecher der Polizei auf Anfrage zunächst keine Angaben machen. Allerdings stelle der lokale Polizeiabschnitt rund um die Karl-Marx-Straße in letzter Zeit vermehrt antisemitische Schmierereien fest, so der Sprecher.

Leider mussten wir feststellen, dass ein Teil der sich selbst als propalästinensisch bezeichnenden Bewegung immer mehr als autoritärer Mob auftritt.

Eine der Betreiberinnen des „Bajszel“ zum Tagesspiegel

In der Kneipe finden regelmäßig Veranstaltungen zu verschiedenen Themen statt. In der öffentlichen Wahrnehmung werde die Kneipe aktuell sehr auf das Engagement gegen Antisemitismus reduziert, sagt eine der Betreiberinnen dem Tagesspiegel am Telefon.

„Unsere Bar ist ein öffentlicher Diskussionsraum, gerade bei Veranstaltungen darf auch kontrovers diskutiert werden“, sagte sie. „Leider mussten wir dabei feststellen, dass ein Teil der sich selbst als propalästinensisch bezeichnenden Bewegung immer mehr als autoritärer Mob auftritt. Dann muss man dem auch so begegnen, da bleibt kein Raum für Diskussionen mehr.“

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Das ist nicht der erste Angriff auf das „Bajszel“: Anfang November hatten mehrere Personen Poster in der Kneipe abgerissen, die an von der Hamas verschleppte israelische Geiseln erinnerten. Anschließend hatte eine Frau aus der Gruppe eine Betreiberin des Bajszel verbal antisemitisch attackiert.

Auch im Zusammenhang mit Veranstaltungen wurde die Kneipe in der Vergangenheit immer wieder angefeindet: Eine Podiumsdiskussion zum Titel „Mythos #Israel 1948“, bei der es um die Staatsgründung Israels ging, wurde von Besucher:innen im September vergangenen Jahres massiv gestört.

Räume für jüdische Menschen würden in Berlin immer weniger

Bei einem anschließenden Handgemenge vor der Kneipe wurde laut Medienberichten ein Teilnehmer verletzt. Pro-palästinensische Aktivist:innen markieren die Programmschänke immer wieder als „pro-israelisch“ oder „zionistisch“.

Die Betreiber:innen des Bajszel wollen sich von den Angriffen nicht einschüchtern lassen. „Unsere Meinung zu dem, was in Israel und Gaza passiert, sollte eigentlich egal sein. Es geht um das, was auf Berlins Straßen passiert – und hier werden die Räume für jüdische Menschen gerade immer kleiner”, sagte eine der Betreiberinnen dem Tagesspiegel.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Übergriffe in Berlin massiv angestiegen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) zählte 2023 insgesamt 1270 antisemitische Vorkommnisse – ein Anstieg um knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In den vergangenen Monaten wurden mehrfach Einrichtungen, die sich gegen Antisemitismus positionierten, mit den erwähnten roten Dreiecken markiert: Im April malten Unbekannte das Symbol etwa an die Fassade des Techno-Clubs „About Blank“ in Friedrichshain.

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