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Das Bezirksamt wird sich jetzt für das Fortbestehen von Deutschlands einzigem "Arbeitslosenorchester", dem HMH-Orchester, einsetzen. So haben die Bezirksverordneten auf ihrer Sitzung am Donnerstagabend beschlossen, dass das Bezirksamt als Schirmherr der Musiker über den Senat Zuwendungen der Lottostiftung beantragt.

Wie Menschen, die zwischen 160 und 500 Mark für ihre Konzertkarte bezahlt haben, sahen in der Philharmonie am späten Donnerstagnachmittag eigentlich nur wenige aus. Und so war bei dem vergleichsweise kurzfristig anberaumten und knapp vor den Abendtermin des Philharmonischen Orchesters platzierten Benefizkonzert der Staatskapelle wohl eine Art doppelte Wohltätigkeit am Werk: einerseits die der Spender, die zu Gunsten der Erdbebenopfer im fernen Indien großzügig in die Tasche griffen; andererseits die der Veranstalter, die, um der frustrierenden Stimmung eines halbleeren Saales vorzubeugen, den größeren Teil der Karten zu anderen, günstigeren Konditionen unter die Leute brachten.

Der Machtkampf im CDU-Ortsverband Dahlem um die Neubesetzung des Vorstands wurde zugunsten des liberalen CDU-Abgeordneten Marcus Mierendorff entschieden. Das Landesparteigericht hob die einstweilige Verfügung des Kreisschiedsgerichts in Zehlendorf auf, nach der die Wahl Mierendorffs zum Dahlemer Ortsverbandschef wiederholt werden müsste.

Es ist viel von Übertreibungen die Rede in letzter Zeit. Nach der überschäumenden Euphorie vor einem Jahr stürze nun der bodenlose Pessimismus der Börsianer die gesamte New Economy in den Ruin, heißt es.

Von Henrik Mortsiefer

Als eine viktorianische Matrone davon hörte, dass der Mensch vom Affen abstamme, bemerkte sie: "Wir wollen hoffen, dass das nicht stimmt, aber falls es stimmt, sollten wir beten, dass es nicht allgemein bekannt wird." Roger Shattuck stimmt der Frau zu: Der Ausspruch artikuliere die elementare Frage, ob es ein Wissen gibt, über das wir besser nicht verfügen sollten.

Als die Freunde Daniel W. Best und Alexander Brack vor drei Jahren eine erste Maxi in Miniauflage veröffentlichten, konnten sie nicht ahnen, dass aus dem Namen Jazzanova Berlins einflussreichstes Musikerkollektiv werden sollte.

Ja, wo sind sie denn, die echten Deutschen? Keiner wankt mehr in die Eckkneipe zu Molle und Korn, die Kohlroulade lässt sich kaum noch blicken, und der Knick im Sofakissen ist so selten geworden wie ein echter van Gogh an der Wand dahinter.

Von Lars von Törne

Theater müsse wie Fußball sein, verkündete die Off-Szene der achtziger Jahre: hinaus aus der bürgerlichen Guckkasten-Bühne. Auf die Publikumsbeschimpfung folgten Mitbestimmung und Mitmachtheater.

Von Michaela Nolte

"Vor anderthalb Jahren hatte ich die Gelegenheit, die Grenze zwischen Kalifornien und Nevada entlangzureisen und mir selbst einige Eindrücke von der amerikanischen Landschaft zu verschaffen, von der ich, wie viele andere Europäer, schon viel gehört und in Filmen und Fotografien gesehen hatte." So prosaisch beginnt der Grundtext des deutschen Bildungsromans, in diesem Fall der Begleittext, den der Fotograf Thomas Struth zu seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Hetzler verfasste.

Der Urwald liegt gleich hinterm Wannsee - in der Berliner Adaption eines alten norddeutschen Stücks: "Kaspers Reise nach Afrika". Wie der klassische Handpuppenheld mit großer Klappe und Klopperei den Gefahren trotzt, das wird vom Kappedeschle-Kaspertheater gefühlvoll und erfrischend unkorrekt in Szene gesetzt.

Zwischen dunkel schwelender Melancholie und gleißend gierigem Killerinstinkt schwankt sie hin, die Liebe. Zusammen mit Luc Dunberry hat der baskische Tänzer und Sänger Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola mit "The rest of you" an der Schaubühne ein schmerzhaft komisches Liebesspiel für fünf Personen arrangiert.

Es gibt Menschheitsrätsel, die werden nie gelöst. Dies liegt oft gar nicht daran, dass sie so schwer sind, sondern an der falschen Fragestellung.

Von Robert Birnbaum

Mit Christel Hartmann-Fritsch fiel die Wahl für den "Friedlieb Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung" in diesem Jahr selbst höchst unkonventionell aus. Zum fünften Mal würdigte die Stiftung Preußische Seehandlung eine Persönlichkeit, die ihr Leben in den Dienst der Kunst stellt und dabei herkömmliche Pfade verlässt.

Von Michaela Nolte

Ob bei Lehrplänen, Prüfungen oder Schulzeiten: Berlin und Brandenburg wollen künftig ihre Schulsysteme stärker aufeinander abstimmen. Am Freitag tagte in Potsdam erstmals eine neu gegründete gemeinsame Bildungskommission, die bis Ende 2002 beiden Regierungen Vorschläge vorlegen will, wie die Bildungsssysteme vereinheitlicht werden können.

Von Thorsten Metzner

Vor einigen Jahren hatte Gerold Miller vier Zigarettenstummel auf dem Boden ausgetreten und zu einem Rechteck zusammengeschoben: jede Ecke eine Kippe. Später pfiff er einen Hund herbei, erklärte ihm die Kunst und ließ ihn in die Ecken der Halle pinkeln.

Eine Gewinnabschöpfung bei Medienunternehmen ist laut dem Medienanwalt Gernot Lehr "die wirksamste Form der Prävention" gegen Verletzungen der Persönlichkeitsrechte. In den vergangenen Jahren hätte sich bei Vergehen der Boulevard-Presse die Schadenssätze zwischen 50 000 und 100 000 Mark bewegt, sagte Lehr am Donnerstag auf den "Frankfurter Journalistentagen".

Im Rahmen des heutigen Jugendforums, das von der Schulverwaltung ins Leben gerufen wurde, haben Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren die Möglichkeit, ihre Wünsche, Hoffnungen, Anregungen und Forderungen auszutauschen und gemeinsam Ideen auszutüfteln. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr im Martin-Gropius-Bau, Stresemannstraße 110 (Mitte).

Berlin hat sich blamiert, Brandenburg triumphiert. Die Nachricht, dass Manfred Stolpe seiner früheren Sozialministerin Regine Hildebrandt am Donnerstag das Bundesverdienstkreutz überreicht, platzte gestern in den Eklat um die Louise-Schroeder-Medaille.

Von Brigitte Grunert

Als Christian am frühen Morgen die Vierzimmerwohnung in Lichtenberg verließ, klang es nach einem alltäglichen Abschied. "Mama, tschüs, ich geh zur Schule", rief der 15-Jährige seiner Mutter zu, ehe die Wohnungstür ins Schloss fiel.

Von Stephan Wiehler

Die CDU-Spender Klaus Wienhold und Christian Neuling, die dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Landowsky 1995 insgesamt 40 000 Mark in bar überließen, werden von der eigenen Partei nicht bestraft. Die Kreisvorstände in Spandau und in Mitte folgen der Empfehlung des innerparteilichen Ehrenrates nicht, den ehemaligen Abgeordneten Wienhold und Neuling die "Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung von Ehrenämtern auf Zeit" auszusprechen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die neue Degussa AG will sich schnell auf die Spezialchemie ausrichten und die Liste ihrer geplanten Verkäufe zügig abarbeiten. Ein Großteil der nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten soll noch in diesem Jahr abgegeben werden, sagte Vorstandschef Utz-Hellmuth Felcht am Freitag in Düsseldorf.